Freitag, 4. Dezember 2015

Winternachtrag zum 894km-Flug am 18.06.2014



Da ich mittlerweile mehrfach drauf angesprochen wurde, mal was zu dem Flug zu schreiben den ich nach dem Cirrus-1000er geflogen habe, liefere ich jetzt in der kalten Jahreszeit endlich mal den Nachtrag.

Nachdem ich am 16.06. abends ja in Gundelfingen gelandet bin, war der Cirrus im Hänger sodass ich am 17.06. beim Blick ins Wetter sofort wieder zum aufbauen und Bezüge draufziehen an den Flugplatz gefahren bin. Die Uni hat etwas gelitten im Juni wie man sieht...
Jedenfalls nahm sich mein Freund Andy Offer an diesem Mittwoch auch frei und zog den Mininimbus incl. Wasser an den Start. Unsere Schleppgötter Josef und Hubert waren super früh am Platz sodass ich um 09:39 starten konnte. Nach einem 800m-Schlepp glitt ich erstmal rüber zu den ersten Buckeln südlich Harburg, wo zwei kleine Fetzen hingen. Die gingen dann sehr sehr unkonstant mit einem knappen halben Meter und da ich eh schon an der Basis war, gab es außer Warten nur die Alternative ca. 25km durchzugleiten nach Neresheim, wo die nächsten Wolken standen. Dieser Loch ist sehr typisch wenn man am Stillberghof früh startet, dementsprechend blickte ich relativ optimistisch auf den Flug. Die Sicht war aber so dermaßen gut, dass ich den Gleitwinkel des Cirrus maßlos überschätzte und mich einige Kilometer vor Neresheim in 240m wieder fand. Gott sei dank hatte ich da die Geduld in dem ersten Nullschieber des Tages zu warten denn ein Weitergleiten wäre um kurz nach 10 die sichere Außenlandung (eventuell noch vor Neresheim) gewesen. Nach den ersten paar Nuller-Kreisen schoss Andy etwas höher in den Bart, flog aber dann mutig weiter und war danach froh, in eine ähnlich schwache Ablösung in gleicher Höhe zu stolpern. Dadurch dass wir etwas geparkt haben hatte die Sonne noch ein wenig Zeit einen guten Bart am Flugplatz Neresheim zu produzieren, wodurch wir dann bei schließlich angeschaltener Thermik den Anschluss auf die Alb schafften.
Die erste Wende des angemeldeten 713km FAI-Dreiecks war Blaubeuren, die ich gleich in der Früh um ca 8km nach hinten ausflog. Wie so oft ging es danach in den Thüringer Wald nach Suhl Goldlauter (immer wieder Frage ich mich, warum wir in Suhl wenden und nicht einfach mal einen eigenen Wendepunkt setzen...). Die Thermik auf diesem Schenkel war nicht ganz so stark wie wir das von der Alb noch gewohnt waren, denn die Bärte waren um über einen halben Meter schwächer und nicht ganz rund. Ich flog dabei extrem stur Mcready da die Zuverlässigkeit so hoch war, dass man auch mal tiefer wieder rauskommen konnte. Am Barogramm sieht man, dass es auch mal tiefer runterging, die Steigwerte beim Kurbeln waren aber durch meine selektive Fliegerei im Schnitt ganz gut. Die Wende Suhl war um 14 Uhr local gegessen und auch hier ging es nochmal 5km hinten raus, denn für die Suhlwende waren wir recht früh dran und hatten gut Spielraum. Andy hatte ab diesem Zeitpunkt große Probleme mit Mücken auf seinem Profil. Ich hatte zum Glück Putzer dran und man hat gesehen dass selbst Wasser und Wölbklappe nichts mehr bringen wenn das Profil bei den alten Geräten verschmutzt ist. Der Mini hatte ohne Übertreibung absolut keine Chance mehr gegen den Cirrus und das obwohl ein sehr qualifizierter Pilot in dem 15m-Renner saß.
Nördlich Sonneberg musste ich nach Westen aus dem Thüringer Wald rausgleiten, da eine recht große Abschirmung die Thermikentwicklung einbremste. Den Stausee hab ich dann knapp über Augenhöhe passiert und hab dann am ersten Sonnenfleck in Bergflugmanier einen 2m-Bart direkt auf dem Kamm in 1000m NN gezogen, der die Sache wieder recht entspannt aussehen ließ. Danach haben wir so unglaublich gebolzt und eine Granate nach der anderen gezogen sodass ich selbst ein halbes Jahr später noch völlig fasziniert von diesem spaßigen Streckenabschnitt bin.
Die anvisierte Wende für das ausgeschriebene FAI-Dreieck war ein Drachenlandeplatz bei Furth im Wald, die ich um 16:20 mitnahm. Andy drehte wegen der Mückenproblematik entnervt Richtung Stillberghof ab und kam natürlich gut am Stillberghof an, ich wollte aber noch nicht heim und schoss am Arber vorbei einmal über den Bayerwaldkamm. Darauf folgte eine lange Gleitstrecke, denn die Wolken über dem Bayerwald waren mehr Wasserleichen als Thermikspender und ich war schon etwas verunsichert ob die Ausdehnung ein guter Plan gewesen ist. Mit etwas Gebastel ging es an der Bayerwaldkante querab Straubing wieder ganz passabel weg und der Heimweg zurück an den Stillberghof aus Osten war wie immer um diese Tages- und Jahreszeit ein Genuss woraufhin ich um kurz nach halb 7 Lokalzeit das angemeldete 713er und freie 774er FAI-Dreieck schließen konnte. So früh bin ich dann natürlich nicht gelandet und verlängerte den Schenkel nochmal nach Westen und dann gegen den etwas auffrischenden Ostwind über Eichstätt hinaus. Südöstlich Eichstätt lutschte ich dann die letzte Wolke bis zum Gehtnichtmehr aus, was mir zwar streckentechnisch durch den Versatz des Ostwinds zurück zum Platz nichts mehr brachte aber unglaublichen Genuss darstellte. Nach einem langsamen 40km Endanflug konnte ich um 20:34 nach 10:55h Flugzeit zzur Landung ansetzen und einen unglaublich anstrengenden aber auch spaßigen Flug beenden.
Der Flug hat mir wieder mal gezeigt was mit unseren vergleichsweise schlechten Clubklassefliegern mit einem super motivierten Team alles geht. Welche flächigen Strecken bei einer optimistischeren Wendepunktwahl noch möglich sind kann sich jeder selbst ausrechnen. Allzuviel Spielraum gibt es für die Streckenlänge in der Flächigkeit wahrscheinlich nicht mehr aber ein 900er FAI mit Clubklasse ist zumindest nicht unrealistisch!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen