Freitag, 4. Dezember 2015

Wasserkuppe und retour (22.07.2012)



Nach langer Schlechtwetterphase im Juli verspricht der 22. endlich mal wieder brauchbares Flugwetter statt Dauerregen und Gewitter. Ich bin am Vortag auf die Geburtstagsfeier eines Freundes geradelt und will um spätestens 1 Uhr wieder zu Hause sein, denn entweder ich lerne für die letzten Prüfungen oder gehe fliegen. Als ich dann um halb 1 querfeldein Richtung Ingolstadt fahre, merke ich wie kalt die Luft und wie klar der Sternenhimmel ist. Die Entscheidung für den Flugtag fällt mir damit recht leicht und ich stehe zeitig auf und schaue gegen 7 in der früh nochmal ins Wetter, was mich recht positiv stimmt. Um kurz vor 9 bin ich am Flugplatz und rüste den Cirrus auf, allerdings habe ich noch eine kleine Wartungsarbeit an der Bremse zu erledigen, was mich über eine Stunde Zeit kostet. Das Wetter über dem Stillberg zeigt sich (noch) nicht von seiner besten Seite, die Basis ist recht tief und der Himmel mit 7/8 bedeckt. Um halb 12 Schieben wir alle an den Start und ich bin kurz nach Thomas Köcher um 12:05 lokal in der Luft. Anfangs orientiere ich mich bei Steigwerten bis 1,5m/s nach Westen Richtung Alb und fliege mit Andy Gesell ein lockeres Infoteam, doch unsere Wege trennen sich bald, denn ich fasse recht schnell den Plan nach Norden zu fliegen und Andy will noch ein Stück auf die Alb. Ich wende um 13 Uhr lokal zwischen der Schäfhalde und Bartholomäe und versuche fliege auf direktem Nordkurs weiter. Der bisher miserable Schnitt ist der Tatsache geschuldet, dass die Konturen der Cummuli teils recht schwer zu deuten sind und größere Abschattungsgebiete durchflogen werden müssen. Ich passiere nun Rothenburg ob der Tauber und komme recht konstant mit zuverlässigen Bärten voran, der 15km/h starke Nordwind lässt mich allerdings nur mit einem 70er Schnitt vorankommen. An Rothenburg vorbei muss ich wieder ein recht großes Abschattungsgebiet passieren und bin danach etwas tiefer als sonst, kann aber dadurch erkennen dass es Richtung Rhön sehr gut entwickelt aussieht. Ich fasse hier den Plan eine Zielrückstrecke um die Wasserkuppe zu fliegen und etwaige Dreieckspläne zu verwerfen, worauf ich ausnahmsweise auch keine Lust hatte. Zur Wasserkuppe wollte ich schon länger mal fliegen und dementsprechend motiviert geht es weiter. Die letzten 20 km vor dem Einstieg in die Rhön muss ich schlechtere Bärte annehmen und sinke zwischen den Bärten mit teils 3-4m/s, was wohl an den Leeefekten der Rhön liegt, die genau vom Nordwind überströmt wird. Zudem fange ich in der Rhön so extrem viele Mücken wie noch nie und bin Mangels Mückenputzern merkbar schlechter unterwegs, was mich bestärkt im Winter welche anzubauen. Als ich nach einigen Bärten an der Wasserkuppe bin, werden sämtliche Bärte von 4 ASK 21 zerrührt, die alle fröhlich mit 10-12° Schräglage rumkurbeln. Ich beschließe um 16:00 lokal zu wenden und mich aus dem Chaos zu verziehen und fliege den Auslösepunkt an einem Skilift ein paar Berge weiter an, den ich vorhin schon nutzen konnte. Der Sprung von der Rhön ins Flache ist erwartungsgemäß wieder sehr einfach und ich komme mit Rückenwind und sehr guten Bärten schnell an Schweinfurt vorbei. Bis Kitzingen läuft es wie geschmiert, doch ab da ist leider wieder alles breitgelaufen und unstrukturiert. Bei Rothenburg habe ich wieder ein kleines Tief, finde aber unter eine dunklen Wolkenwurst wieder Steigen, das nach oben hin doch noch ziemlich gut wird. Die Luftmasse ist sehr aktiv und reagiert auf jedes Bisschen Sonneneinstrahlung, doch ich beschließe, Direktkurs auf den Stillberg zu nehmen, da ich nicht weiß wie sich das Wetter in der verbleibenden Stunde, die ich voraussichtlich noch brauche, entwickeln wird. Die Optik ist eigentlich garnicht gut, bei Dinkelsbühl kurble ich aber in 1,9m/s nochmal 1200 Höhenmeter unter einer Wolke, die von einem 10x10km großen Ausbreitungsfeld beschattet wird. Ein paar km weiter nehme ich nochmal 200 Höhenmeter mit und gehe in den 50km langen Endanflug mit viel Reserve, da die Mücken mir sehr zu schaffen machen. Die Seeyou Gleitpfadanzeige mittelt sich ungefähr bei GZ 31 und ich verliere viel Sicherheit, doch es reicht locker noch heim und ich kurble zum Spaß kurz vor dem Flugplatz nochmal ein paar Meter um halb 7. Sicherlich lässt sich nicht feststellen, ob auch Abwinde für die schlechte Gleitzahl verantwortlich sind, die Luft war allerdings recht ruhig und ich schließe diesen Faktor als Hauptfaktor aus. In ruhigem Wetter hatte ich schon Gleitpfadanzeigen von 38 im windstillen Endanflug ohne Thermikeinfluss (kaum Mücken), d.h. viele Mücken verschlechtern den Gleitwinkel um sicherlich >15%.  Um nicht nur über Mücken zu reden: Um 18:40 lokal setze ich am Stillberghof auf und bin sehr zufrieden, denn ich habe wieder viel Neues gesehen und gelernt. OLC-Optimierung sieht zwar anders aus, doch es muss auch Flüge geben wo man nicht darauf achtet sondern dahin fliegt, wo einen die Neugier hintreibt

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