Freitag, 4. Dezember 2015

1000km mit dem OLC-Discus



In den Flügeln waren wie fast immer 60l Wasser, die nach meinem Empfinden ideal für fast jedes Wetter sind, außer für extrem schwaches und extrem starkes, ideal also um den ganzen Tag ohne ablassen fliegen zu können. Ausklinken wollte ich eigentlich in genau 1000m, um dann über der Basis abzufliegen. In tausend Metern war die Basis um dreiviertel 10 aber noch nicht erreicht und so kurbelte ich ganz lässig den ersten Bart mit über 1,5m auf 1900m NN. Man könnte jetzt sagen der Start war zu spät, was er um 15-20 Minuten auch definitiv war, allerdings war der Abflug denkbar einfach und stressfrei, was für einen anstehenden langen Flug nicht ganz unwichtig ist. Der Plan war erstmal, den ersten Schenkel so lang wie irgendwie möglich zu fliegen, um abends noch möglichst viele Optionen zu haben. Es ging wirklich sehr unkompliziert über Donaueschingen in den Schwarzwald, wo ich einige Kilometer östlich von Kirchzarten meine erste Wende setzen konnte. Um 10:50 Uhr standen somit die ersten 117km auf dem Zähler, besser geht`s eigentlich nicht. Ich überschlug im Kopf, dass es optimal wäre, mit dem zweiten Schenkel die 400km vollzumachen, um den eventuell von Osten anziehenden Schauern abends Paroli bieten zu können. Die Wende musste somit ein gutes Stück östlich Eichstätt liegen, dann würde der Plan aufgehen. Die westliche Alb war dann wieder ganz passabel, doch ab Höhe Oppingen wurde das Steigen merkbar schlechter und die Basis sank um fast 300m. Die Überlegungen an dieser Stelle gingen schon soweit, dass ich fast umdrehen wollte, doch das wäre der hundertprozentige Killer für die 1000km gewesen. Ich war ständig am kopfrechnen, ob ich noch im Zeitplan liegen würde und kam zu dem Schluss, dass auch bei einer Verschlechterung des Schnitts, der bis dahin bei ca. 106km/h lag, eine erfolgreiche Bewältigung des 1000ers drin sein müsste. Es ging also weiter in den Osten, wo riesengroße schwarze Wolken und kleine unstrukturierte Fetzchen sich die Hand gaben. Fast planmäßig wendete ich hinter Eichstätt kurz vor dem alten Gredinger Platz, obwohl es noch weiter gegangen wäre, doch ich bin zu langsam geworden und wollte lieber wieder auf die bessere Alb. Der 280 Kilometer lange Schenkel bis knapp hinter den Feldberg war dann analog zum Hinflug: Eher mäßig bis Höhe Oppingen, dann wieder einwandfrei und unkompliziert. Der Rückenwind half, wodurch ich mit einem 116er Schnitt um 15:53 Lokalzeit mit knapp 660 geflogenen Kilometern wenden konnte. Dann machte es „PIEP PIEP“...... „PIEP“ - Logger aus. Mist! Bei dem verpassten 1000er-Tag in Reinsdorf am 23.05. gab es das fest gleiche Problem, und ich dachte ich hätte es gelöst. Das Fliegen war jetzt irgendwie zur Nebensache geworden. Keine Navigationsdaten, keine Dokumentation des Fluges... Die Navigation sollte kein Problem sein, denn auf der Alb kenne ich mich blind aus, ein nicht dokumentiertes 1000er wäre quasi wertlos. Dass das Flarm mitloggt fiel mir dann wieder ein, doch ich versuchte den Zander-Logger zu reanimieren, indem ich den Hauptschalter kurz ausschaltete, was sich am Abend dann als ziemlich dumme Idee herausstellte. Geflogen bin ich während der ganzen Probiererei einfach wieder Richtung Alb. Ich ließ viele Bärte aus, war mit den Gedanken einfach woanders und fand mich in 250m über dem Klippeneck wieder. Zum Glück schaltete ich dann ganz schnell wieder auf höchste Konzentration um und fand an der Albkante an den steinigen, vom Wind angeblasenen Felsen wieder einen 2,5er Bart, den ich bis ganz oben ausnutzte, um wieder vollends zu entspannen und mich zu besinnen, um was es eigentlich gerade ging. Bis Bad Ditzenbach war alles OK und ich war wieder voll da, ab dann nahm der Bedeckungsgrad aber stark ab und ich musste über Aalen ausholen, um die Wolken anfliegen zu können, die gutes Steigen versprachen. Bei Aalen konnte ich dann nach der Durststrecke wieder knapp 2m auf eine angenehme Höhe mitnehmen, man spürte allerdings schon deutlich, dass die Thermik um mittlerweile 18:00 Uhr zu schwächeln begann. Die Taktik war ab diesem Bart jetzt auf den „Abendmodus“ umgepolt, also immer hoch bleiben, auch wenn dafür mal ein schwacher Bart nötig war. Südlich der Rauhen Wanne gab es eine riesengroße Wolke, die beinahe abzuregnen schien, doch hier konnte ich nochmal 400m mitnehmen. Beim nächsten Gleitstück nach Monheim versuchte ich wirklich alle Fetzen anzufliegen, die erreichbar waren, doch so wirklich ging es nirgends mehr. Über dem steinigen Boden bei Monheim kam dann aber doch nochmal ein knapper 0,8er Bart, den ich bis 1700 Meter NN ausnutzen konnte. Ich malte mir keine allzugroßen Chancen mehr aus, wieder nach Münsingen zurückzukommen und spielte schon mit dem Gedanken, eventuell am Stillberghof zu landen, wenn die Luft in nächsten Gleitstück tot gewesen wäre. Die letzte kleine Wolke von der ich mir Steigen erwartete, stand direkt über der Rauhen Wanne, wo ich in 1300m um 19:15 ankam. Ich war verwundert, dass hier noch Steigen zu finden war, denn die Wolke sah aus wie ein Altocumulus, doch hier gab es nochmal einen passablen Meter bis auf 2000m NN, wo ich auch mein Wasser rausschmiss, um hier wirklich alles rauszuholen. Die Entscheidung nach Münsingen weiterzufliegen war jetzt gefallen und ich flog auf Heidenheim zu, da ich geplant hatte von der Alb nach Norden herunterzufliegen, um die Strecke durch den niedrigeren Grund verlängern zu können. Wie so oft stand an der Schäfhalde der letzte kleine Fetzen, der mir wie durch ein Wunder um dreiviertel 8 nochmal kurbelbares Steigen über fast 500m schenkte. Als der Bart zu ende war und die Wolke sich aufgelöst hatte, stellte ich im Seeyou die Hahnweide als nächsten Flugplatz ein und war verwundert, dass ich dort in 150m ankommen sollte. Der Plan war, über der Hahnweide den Motor zu werfen, um dann die wenigen Kilometer auf die Alb nach Münsingen mit dem Motor zu bewältigen. Mit tragenden Linien schaffte ich es dann noch kurz vor den Rossfeldhang und zündete über dem einzig landbaren Feld den Motor. In den Albtälern hing schon der Nebel - ein Bild für Götter! Insgeheim habe ich natürlich gehofft, die 1000 geknackt zu haben - im Kopf überschlug ich dass es ganz knapp gereicht haben sollte. Da der PDA die Optimierung durch den Neustart und das umstellen der GPS-Quelle aufs interne PDA-GPS verloren hatte, wusste ich es natürlich nicht. Um kurz nach halb 9 setzte ich in Münsingen auf und Oli kam mit Joachim im Schlepptau an den Flieger. Bevor wir irgendetwas anderes machten, holten wir die SD-Karte aus dem Flarm und steckten sie in den PC zum auslesen. Dann kam der zweite Schock des Tages - der Flug war nur halb aufgezeichnet. Wir versuchten alles mögliche, suchten eine eventuelle zweite Datei auf der Karte und wurden leider nicht fündig. Ich war am Boden zerstört, denn ich war mittlerweile fest davon ausgegangen, dass das Flarm nach der Stromunterbrechung nicht weiter aufzeichnete. „Komm wir gehen jetzt nochmal zum Flieger und stecken die SD-Karte ins Flarm, vielleicht schreibt das Flarm ja nochmal alle Dateien neu drauf“ sagte Oli dann. Ich glaubte nicht so recht dran, doch den Versuch war es noch wert. Als die Karte dann drin war, fing das Flarm nochmal an zu schreiben und war nach einem Durchgang fertig. Also Karte nochmal in den PC – die Datei des Fluges war doppelt so groß geworden – und im Seeyou sah man dann den kompletten Flugweg. Ich war so UNGLAUBLICH froh das zu sehen! Spannend war es dann bis zum Upload in den OLC noch, doch nach über zehnmaliger Aktualisierung stand die magische Zahl über dem Flugweg: 1034 km. Ein lauter Brüller ging durch das Münsinger Vereinsheim, ich hatte das geschafft was ich mir für dieses Jahr so sehr gewünscht hatte. Über das Grillen und Flugzeug-Abbauen möchte ich jetzt nicht viele Worte verlieren, sondern noch ein paar Statements abgeben, die im Zusammenhang mit dem Flug noch erwähnenswert sind:

-Auch wenn viele Neider und „Fliegergötter“ immer behaupten, ein echtes Tausender hätte nur vier Schenkel: Für mich ist auch das ein echtes Tausender. Nach alten wie neuen OLC-Regeln sind das 1000km auf 6 (bei mir 5) Schenkeln, was soll daran also unecht sein?

-Ja, ein Jojo ist sicher nicht so einfallsreich wie ein Dreieck und ich fliege auch lieber Dreiecke, aber wer würde die Möglichkeit des großen Fluges nicht wahrnehmen, wenn das beste Wetter eben so liegt, dass man diese Form des Fluges wählt? Ich würde es jederzeit wieder so machen.

-Ohne Motor hätte ich den Flug exakt genauso gemacht, abends hätte der Flug dann auf der Hahnweide geendet. Für so einen Flug würde ich auch ein paar Kilometer Rückholtour absolut in Kauf nehmen.

-Die Technik ist manchmal verflucht, deshalb ist es wirklich wichtig, alle relevanten Systeme redundant an Bord zu haben, sonst hat man vielleicht mal Pech... Man hat an diesem Flug und auch am 23.05. In Reinsdorf gesehen, dass man ziemlich viel Pech auf einmal haben kann.

-Das absolut wichtigste für erfolgreiches Fliegen ist für mich die Vorbereitung des Materials möglichst am Vortag. In Münsingen haben wir die Flieger direkt mit Wasser betankt in Bezügen am Vorabend an den Start gestellt, um in der Früh absolut entspannen zu können. Am Stillberghof mache ich das fast immer genauso um sicherzustellen, dass ich ausgeschlafen fliegen kann und in der Früh keine Probleme mehr auftreten. Auf die Stunde Stress in der Früh beim aufbauen will ich möglichst immer verzichten. Für den Cirrus gibt`s auf jeden Fall im Winter auch Clouddancers oder Jaxidas!

Hier der Link zum Flug:
http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/gliding/flightinfo.html?dsId=3024275
Fotos hab ich übrigens diesmal keine gemacht, irgendwie wollte ich mich voll aufs fliegen konzentrieren.

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