Freitag, 4. Dezember 2015

Cirrus 1000er



So, nachdem der Flieger fertig vorbereitet für morgen am Start steht, schreib ich mal ein paar Zeilen zum gestrigen Flugtag.
Wie (fast) immer vor einem guten Tag hab ich am Vortag den Flieger fertig aufgebaut, abgeklebt, ausgestattet und in die Bezüge gesteckt. Der abendliche Wettercheck versprach kein ausgesprochen flächiges Wetter aber südlich des Main gute Verhältnisse. Die Randbedingungen waren: Kaltluft, Ausbreitungen über den Mittelgebirgen und eine herrannahende Frontlinie von Norden, die die Thermik durch Abschirmungen zwischen 18 und 20 Uhr beenden sollte. Ich habe dann am Abend lange gegrübelt wie man in das Wetter einen flächigen Flug legen könnte, bin aber dann irgendwann zu dem Schluss gekommen, einfach parallel zur herannahenden Abschirmungslinie zu fliegen, um jederzeit auf die nicht genau vorhersehbare Wetterverschlechterung reagieren zu können.
Am nächsten morgen klingelte dann nach 6h Schlaf der Wecker um 7 in der früh und ich besorgte Frühstück, um schließlich mit vollem Magen Mario beim aushallen helfen zu können. Ab 9 waren wir startbereit und um halb 10 kam glücklicherweise der Schlepper, der mich um 09:36 in die Luft beförderte. Eigentlich wollte ich bis ca 800m über Grund geschleppt werden um gleich abfliegen zu können, in der ersten Kurve des Schleppzugs war ich aber irgendwie zu blöd der Schleppmaschine hinterherzufliegen und hab mich wegen Seildurchhangs und einer dummen Position hinter der Schleppmaschine sicherheitshalber ausgeklinkt. Da hing ich dann in 500m über Grund ohne Wolke um mich herum - und das nur wegen einer Unaufmerksamkeit. Unter einem kleinen Fetzen rührte ich 0,5m/s in 400m über Grund an und machte ein paar Meter gut ehe ich mich zur nächsten Entwicklung tasten konnte, die knappe 1,5m und mich an die Basis brachte. Um 10:05, fast eine halbe Stunde nach dem Start, konnte ich dadurch erst abfliegen. Die recht unstrukturierte Optik nach Westen irritierte mich erst, ab Neresheim wurde es dann schöner und ich konnte mit Rückenwind schönen Aufreihungen südlich der Alb in 1300-1700m NN folgen. Die Alb war schon in der früh mit 7/8 breitgelaufen und die Route der Wahl führte mich über Mengen bis an den Luftraum von Zürich bei Binningen, wo ich bei Kilometer 194 auf der Stillberghof um kurz nach halb 12 wenden konnte. Ähnlich rasant  lief der Gegenwindschenkel, der mich auf ähnlicher Route bis kurz vor das Hohenfelser ED-R führte. Ab Höhe Stillberghof nahm der Wind ab, die Aufreihungen im NO-Wind verschwanden und so ging das Wolken-hopping los. Die Wolkendecke wurde nach Osten zunehmend dichter, die Sonne hatte dadurch kaum noch eine Chance den Boden zu erreichen und dementsprechend leicht fiel mir dann die Wende an besagtem Luftraum. Bis Gingen/Brenz dann das bekannte Bild doch was dann folgte habe ich so noch nie erlebt. Die Alb bot ein Wetter, das sich kaum in Worte fassen lässt. Steigen unter jeder Wolke 3-5m/s, Basis 2500-2600m und bolzen bis in den gelben Fahrmesserbereich waren angesagt und ließen die Motivation ins unermessliche Steigen. Um halb 4 standen 600km auf der Seeyou-Optimierung und ich malte mir aus, was der Tag noch bringen könnte, wenn das Wetter halbwegs so gut bleiben würde. Mario, dessen Batterien etwas schwach waren, meldete sich nach einigen Stunden Energiespar-Abstinenz im Funk und teilte meine Überlegungen mit dem Satz: " Rechne mal hoch was da heute möglich ist, wenn das Wetter bis 7 so bleibt" - Wir dachten beiden an die gleiche 4-stellige Kilometerzahl ohne sie auszusprechen. Knapp hinter Neuhausen wendete ich zum dritten mal an diesem Tag mit der Vorgabe, so lange es geht gegen den Wind zu fliegen um Abends bei schwacher Thermik den Rückenwind-Vorteil möglichst lange auszukosten. Die Thermik wurde erwartungsgemäß im Tagesgang schlechter, die Wolkenabstände größer und die Abschirmungen mächtiger, doch mit geschickter Routenwahl war ich um 18:40 mit 905 geflogenen Kilometern zurück am Stillberghof. Der Himmel Richtung Osten war zu 7/8 mit AC bedeckt, doch einzelne Cumuli wiesen mir den Weg gegen den Wind auf der fränkischen Alb. Nach einer langen Gleitstrecke konnte ich an einer Waldkante bei Eichstätt 0,5m/s kurbeln was ich ganz und garnicht zufriedenstellend fand. Gezwungenermaßen wendete ich hier da ein Weiterflug nach Osten ohne Gleitzahl >60 unmöglich schien. Bei Burgheim stand die einzige Wolke im Umkreis die noch Thermik versprach, bevor der Cirrenschirm endgültig den Tag beenden sollte. Hier war dann nochmal ein Meter drin, der mich auf 2200m beförderte und dem Flug dadurch das I-Tüpfelchen gab. Die 1000 waren sicher im Kasten, und ich versuchte per Funk Kontakt mit meinem Rückholer Andy (Danke an dieser Stelle nochmal!!!) aufzunehmen, denn der Plan war den fünften Schenkel des Fluges auf gerader Linie abzugleiten, um die 1000 nicht durch die Verwendung des 6. Schenkels und einer dadurch veränderten Optimierung in Gefahr zu bringen. Ich erreichte Andy nicht, verließ mich aber auf sein Versprechen vom Vorabend und so glitt ich bis zum Flugplatz Gundelfingen, wo um viertel nach 8 das Rad meines Cirrus rollte. Man kann sich vorstellen wie ich rumgesprungen bin und wie ich mich gefreut habe, denn ein 1000er mit der Clubklasse im Flachland war für mich bisweilen eine Sache, die nur für einen Michael Ebel möglich ist. 1019 km spuckte der OLC dann nach dem Upload aus und ich hätte ich Nachhinein betrachtet auch einfach zum Stillberghof fliegen können für den vierstelligen Flug, das war mir aber zu heiß  und ich hätte mich sicher tierisch geärgert wenn der Plan nicht aufgegangen wäre.
Es bleibt zu sagen:
Danke an meinen Verein und die super Truppe dort, ohne euch hätte das nicht geklappt!!!
Edit (23.06. -->Fehler beseitigt):
Was ich in der nächtlichen Schreibaktion ganz vergessen habe zu erwähnen: Neben mir haben auch Thomas Köcher und Mario Wissmann das 1000er geflogen, noch dazu Arne Röpling am Vortag von Neustadt Glewe aus. Man kann sich vorstellen wie Mario, Arne und ich uns gefreut haben, vor 3 Jahren haben wir noch an 700km-Flügen gebastelt... ;-)

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