Freitag, 4. Dezember 2015

Das Überkopf-FAI (24.06.14)



Nachdem die Luft die vorigen Tage immer weiter abtrocknete, wurde für Dienstag ein schwall frische Luft vor der Kaltfront aus Nord angekündigt.
Das Wetterfenster schien ziemlich schmal zu sein, von Main bis Donau war allerdings gutes Wetter zu erwarten und so überlegte ich wie man in das Wetter eine Aufgabe legen könnte. Die westliche Alb war zugestaut, da eine Front an den Alpen hängen blieb, und die östlichen Mittelgebirge sollten ausbreiten also kam fast nur ein Dreieck mit langem Schenkel nördlich Nürnberg in Frage. Ich entschied mich am Vorabend für Stillberghof - Michelstadt -  Tirschenreut -Stillberghof (580km) und fuhr am halb 8 in Augsburg los. Selbst der größte Optimist hätte hier nicht an fliegen gedacht denn in Augsburg regnete es in der früh was das Zeug hielt. Auf der B2 nach Norden klarte es dann immer weiter auf und um halb 10 war der Stillberghof dann endlich frei von Wolken.

Um halb 11, als schon eine halbe Stunde Cumuli am Himmel standen, schleppte mich Josef auf 800m über Platz und ich flog direkt nach Westen die Rauhe Wanne entlang. Das Steigen war hier 1,5-1,8 und die Wolken waren leicht aufgereiht, im Norden allerdings Inversion und keine Wolke. Ich versuchte über Schwäbisch Hall nach Nord-Westen zu kommen, doch ab der Albkante war Stochern im Blauen angesagt und ich wurde unglaublich langsam. Die Bärte waren schwach und gingen nie richtig hoch, die Hoffnung war allerdings der in der Ferne sichtbare Odenwald, der schön entwickelt war und gutes Steigen versprach. Mit einem grandiosen 65er Schnitt erreichte ich den Odenwald und freute mich auf schönes Steigen unter herrlichen Cumuli -  doch da täuschte ich mich gewaltig. Der Odenwald war noch schlechter als das blaue Stück und so musste ich kurz vor der Wende 5km zurückfliegen um nicht stumpf in unlandbarem Gelände einzurasten. Die Wolken gingen einfach nicht und so entschied ich mich, stumpf die Hänge im blauen abzugleiten und auf Ablösungen zu hoffen, die mich nach oben bringen. Zum Glück kam dann ein Bart und ich war froh wieder oben zu sein denn in den Tälern des Odenwalds außenzulanden ist wirklich kein Spaß. Direkt am Flugplatz Michelstadt nochmal das gleiche Spiel in 900m NN und ich bewies Geduld und kurbelte schwache Bärte bis ich aus dem Odenwald heraus war. Der zweite Schenkel in den Oberpfälzer Wald durch die fränkische Schweiz belohnte dann für die Mühen, hier lief es einfach gut und ich konnte die 250km in nichtmal 2,5h absolvieren. In Tirschereut war dann alles breitgelaufen und ich musste wirklich lachen im Fliegen - wie kann man in dieser Seenlandschaft eine Wende setzen! Wenn es irgendwo zu viel Feuchtigkeit gibt die breit läuft dann hier. Nach etwas Kurbelei war diese mühsame und amüsante Wende auch erledigt und ich flog den Sektor noch 10km nach hinten aus um dann weiter im Osten in einem weiten Bogen über Weiden durch das Luftraumloch zwischen Nürnberg und Hohenfels zu fliegen. Auch hier gab es mehr Wolken als man sich das so wünscht und das Thermikfinden glich eher einem Glücksspiel doch irgendwann hatte ich den Dreh raus und kam ganz angemessen mit einem 82er Schnitt am Stillberghof an. Um 6 Uhr wollte ich den Tag selbstverständlich noch nicht beenden und flog nach der Dreiecksschließung unter riesigen Wolkenwürsten bis kurz vor Heubach an den C von Stuttgart ran. Der Rückweg wurde dann spannend und ich konnte meiner liebsten Disziplin nachkommen, nämlich am Abend mit schwachem Steigen noch weit zu fliegen. Über Heidenheim fing es dann leicht an zu regnen und hörte dann bis auf kurze Unterbrechungen nicht mehr wirklich auf bis ich am Stillberghof zurück war. So kam es, dass der Flug um 7 schon fast beendet war und ich mit 400m plus mit bestem Gleiten auf die Homebase zufliegen musste. Insgeheim hatte ich noch die Hoffnung, einen Bart am Ziegelwerk zu finden, denn hier standen noch wenige Sonnenstrahlen über einen längeren Zeitraum drinnen. Der Plan ging dann nochmal auf und ich konnte in einem satten Bart um 19:20 nochmal bis kurz vor die Basis steigen. 

Über Eichstätt sah ich unter 7,5/8 auch nochmal einen kleinen Sonnenfleck, der einen Bart erzeugte, den ich im Regen nochmal mit 0,5-0,7m/s auslutschen konnte. Der endgültige Rückweg zum Stillberghof war fast in permanentem Regen aber dennoch in gut tragenden Linien und so konnte ich den 6. Schenkel noch bis 15km über den Heimatplatz ausdehen, ehe ich dem Flug mit einem flotten Endanflug über die Stadt ein Ende bereitete. Um 20:39 Lokalzeit landete ich mit 791km auf dem Tacho und schrieb den dritten 10h-Flug der letzten 8 Tage ins Flugbuch. Was ein Juni!
http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/gliding/flightbook.html?sp=2014&st=olcp&rt=olc&pi=35194

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