Freitag, 4. Dezember 2015

715km im Dreierpack - 13.05.2012



6:30 Uhr: Mein Wecker kommt zur Tür rein. Ich liege im Vereinsheim am Stillberghof auf der Luftmatratze am Boden und werde schlagartig von Mario Wissmann geweckt, der angesichts der angekündigten Hammerwetterlage schon um 5 Uhr nicht mehr schlafen konnte. Im ersten Moment bin ich einfach nur genervt, wer will schon um halb Sieben in der Früh geweckt werden. Im zweiten Moment bin ich schon wach(er) und realisiere, dass wir gestern noch den Plan hatten, heute gegen halb 10 zu starten. Also raus aus dem Schlafsack und direkt an die Hänger, wo wir Arne Röplings Cirrus und Mario Wissmanns Discus 2b aufbauen. Auch Arne`s Vater Jörg ist voll Aktionismus und steckt den Arcus zusammen - auch Sabine und er wollen wie gewohnt ganz früh starten. Meine "7R" steht schon seit gestern Abend am Start damit ich in der Früh keinen Stress mit aufbauen habe und - das muss man mal festhalten - das Wasser auf den Flügeln ist in der Nacht gefroren, wenn das keine Vorboten für einen Hammertag sind.
Um halb 9 kommt Hannes Röpling, der dritte Cirrusflieger in der Runde, mit ca 3G Querbeschleunigung mit der A-Klasse ums Eck und steckt in Windeseile seine "HR" zusammen. Nun sind wir komplett, der erste Schlepp geht um kurz nach halb 10 raus, ich starte um 10 und kurble erstmal einen 50cm-Bart. Arne und Hannes starten sofort nach mir und wir haben erstmal Mühe an die Basis zu kommen. Es hat zwar schon 2/8, allerdings mit 800m über Grund noch recht tief und leicht unstrukturiert. Um 10:20 fliegen wir ab, sind dabei allerdings noch nicht ganz an der Basis gewesen, da uns die Bärte viel zu schlecht und eckig sind. Der erste Schenkel führt uns auf die Alb, wo wir auf die erste Wende Laichingen zusteuern (Suhl und Arnbruck sind die anderen beiden). Vorbei an den Harburger Steinbrüchen kommt schon was besseres, doch mit kurbeln wollen wir erstmal nicht viel Zeit verschwenden. Es wird viel unter den Wolken rumgeschwabbelt und das klappt auch ganz gut. Bei Gerstetten ziehen wir um kurz vor 11 den ersten richtig Klasse Bart mit 2,3m auf 1500m NN. Der Schalter ist jetzt umgelegt, wir geben Gas und folgen den Aufreihungen, um um 11:25 in Laichingen zu wenden. Wir müssen auf dem Rückweg ein bisschen am Stuttgarter Luftraum entlang ausholen wo ich leider eine schlechte Linie erwische und kurzzeitig aus dem Team rausfalle. Das stellt aber den Vorteil dar, dass ich eine bessere Sicht nach Norden habe. Das Wetter sieht fantastisch aus, hier auf der Alb ist es eher breitgelaufen und unstrukturiert. Ich teile das den anderen beiden auch gleich mit und wir versuchen schnellstmöglich von der Alb runterzukommen. Die gute Optik ist das eine, der Gegenwind von gut 15km/h und die doch recht Tiefe Basis von 16-1700m NN macht uns das leben auf dem über 200km langen Schenkel nicht einfacher. Es läuft zwar nicht schlecht, doch irgendwie sind die Bärte nicht sehr gleichmäßig unter den Wolken zu finden und wir bauen einige Umwege ein, um immer die schönsten Wolken anzufliegen. Ich falle in ein kleines Motivationsloch, denn wir kriegen unseren Schnitt kaum über 70 und brauchen recht lange bis Suhl, wo zum Gegenwind auch noch recht breitgelaufene Wolken anzufinden sind. Im Nachhinein betrachtet war der Schenkel nicht schlecht, über 200km mit einem 77er Schnitt können aber demotivierend sein und brauchen etwas Elan und Motivation im Team. Grund für das nicht so schnelle Vorankommen ist aber hauptsächlich die Tiefe Basis, wodurch wir mit unseren Clubklasseflugzeugen recht oft kurbeln müssen und nicht immer die Topaufwinde anfliegen können. Zwischen Coburg und Suhl beschließen wir, richtig hoch zu machen, um an der Thüringerwaldkante nicht abzuprallen und finden prompt einen 2,5er Bart, der uns auf 2050m hebt. Die Höhe reicht aus, um komfortabel nach Suhl zu kommen und so wenden wir entspannt (14:40) und setzen den Flug Richtung Arnbruck fort. Was danach kommt ist einfach nur fantastisch: Der Thüringer zeigt sich von seiner besten Seite und wir können bis zum Fichtelgebirge mit einem 110er Schnitt vorfliegen. Wir folgen den Aufreihungen und Schönen Wolken und müssen kaum kurbeln, was die Motivation bei uns dreien wirklich merkbar hebt - das ist für einen erfolgreichen Flug elementar wichtig. Querab Bayreuth westlich des Fichtelgebirges merken wir deutlich das Lee des Nordostwindes und werden etwas runtergespült, finden aber zweimal hintereinander recht schöne Bärte an den Vorgelagerten Waldbuckeln in ca 1200m NN und können recht entspannt weitermachen. Im Osten vorbei an Schwandorf ist alles noch recht relaxed, im Bayerwald sieht man aber die von den Wettermodellen angekündigte Verschlechterung durch Ausbreitungen und großflächige Abschattungen. Wir diskutieren über 20 Minuten, ob wir Arnbruck noch nehmen sollen oder grob über Roding verkürzen. Ausgeflogen wären das 738 FAI, was aufgrund der Tageszeit absolut kein Problem darstellen würde. Allerdings hören wir von "GH", der gerade am Arber ist, dass es dort nicht einfach ist und "AT" erzählt von Australischen Bedingungen im Westen. Dieser Gegensatz lässt uns trotz aller Euphorie für das große Dreieck keine Wahl: Ab in den Westen. Wir verkleinern das FAI durch die frühere Wende auf 685km und fliegen ab nach "Australien". Bis Regensburg ist es noch etwas abgeschattet und die Bärte mit unter 1,5m noch etwas mau, danach allerdings können wir viele 2,5-3m Bärte annehmen und sind um 18:10 lokal schon wieder querab Eichstätt. Irgendwie haben wir aber blöderweise einen guten Aufwind stehen lassen und sind zwangsläufig nach einer längeren Gleitstrecke recht tief am Stillberghof zurück. wir wollen um halb 7 noch nicht landen und verteilen uns etwas um den Platz. Arne und Hannes fliegen Richtung Donauwörth ab und ich orientiere mich an den Wolken am Hang über Zirgesheim. Die beiden kriegen erstmal nichts und ich erwische einen knappen 1,5er in 500m AGL, den wir nochmal bis 1700m NN auskurbeln. Es stehen jetzt um 18:45 noch ein paar schöne Fetzen nach Norden die wir auch nutzen um nochmal um 25km zu verlängern, allerdings sind wir nach 9h Flug schon recht ausgepowert und entschließen uns, das schöne Dreieck durch ein Jojo jetzt nicht weiter künstlich in die Länge zu ziehen. Wir drehen um und landen bei Kilometer 715 nach einem schönen und facettenreichen Flug um kurz nach 19 Uhr lokal am Stillberghof. Das 738er Dreieck war zwar möglich, doch wir waren diesmal etwas minimalistischer und haben nicht alles auf eine Karte gesetzt, auch weil 715km mit unseren Cirren nicht wirklich schlecht sind
An diesem Tag hat sich die SFG Donauwörth-Monheim am Stillberghof wie fast immer von ihrer besten Seite gezeigt und wir haben 11 Flüge von 530-940km, dazu noch der 1000er von Wolfgang und Andreas im 4D (Glückwunsch!) Für einen so kleinen (aber feinen) Verein ist das sehr sehr beachtenswert.

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