Als ich etwas zu spät gegen neun
Uhr am Stillberghof ankam war ich richtig verwundert wieviele Leute zum
Fliegen gekommen sind. Mit sieben Maschinen an einem ganz normalen
Wochentag hätte ich nicht gerechnet, anscheinend trägt mein
Wochentags-Mailverteiler Früchte. Mein Discus war schnell
zusammengesteckt und mit 60l Wasser befüllt und so konnte ich mich
direkt hinter Thomas und vor Mario zum Start einreihen. Um 10:58 waren
wir frei und ich klinkte nach einer Schleife zurück zum Platz direkt
aus, um mit dem Turbo Richtung Monheim zu fliegen, wo die erste
unstrukturierte Wolke stand. Erstaunlicherweise ging es gleich mit über
2m auf knapp 1500m NN und so konnte ich direkt abfliegen. Die Wahl der
Route war erstmal nicht einfach, denn über das Ries nach Westen sah es
am schönsten aus, allerdings führte kein Weg am Ries vorbei. So kam es,
dass ich nach dem nächsten Bart in Wemding einfach durchs Ries
durchgeflogen bin, was natürlich trotz guter Wolkenoptik wie fast immer
eine thermische Katastrophe war. Am westlichen Riesrand hangelte ich
mich dann die Waldbuckel entlang, bis endlich wieder ein vernünftiger
und halbwegs runder Bart einen entspannten Weiterflug ermöglichte. Kurz
vor der Albkante bei Aalen entschloss ich mich, heute einfach mal den
Steigerwald zu probieren und wendete um kurz vor 12 nach einem eher
langsamen und umwegreichen ersten Schenkel. An der Steigerwaldkante
musste ich noch einmal kurz suchen, ab dann ging es aber wirklich
schnell weiter nach Norden. Das hochexplosive Wetter am Thüringer Wald
war schon von weitem zu sehen, doch ich entschloss mich einfach so weit
nach Norden / Nordosten zu fliegen, bis die Wettergrenze erreicht war.
Dank Transponder konnte ich die schönsten Wolken in der TMZ bis oben hin
ausnutzen und wendete dann westlich Coburg an der Luftmassengrenze, wo
die Basis schlagartig um 2-300m nach Nordosten hin abfiel. Der Rückweg
lief nahezu auf der gleichen Linie ab, doch wegen des Gegenwindes musste
ich öfters kurbeln und war insgesamt einfach langsamer unterwegs. Im
Funk wurde zu der Zeit relativ viel über schlechte und unzentrierbare
Bärte gejammert, doch ich hatte damit erstaunlicherweise relativ wenig
Probleme. Das lag einerseits daran, dass ich die schwierigen Bärte nach
kurzem antesten einfach liegen lies, andererseits aber sicher auch
daran, dass ich durch das eher schwache Wetter die letzten Wochen
relativ geschickt und routiniert mit schwierigen Bärten umgehen kann und
ich mir ein gutes Gespür fürs nachzentrieren in achteckigen Aufwinden
angeeignet habe. Die Linie über Aalen und Heidenheim nach Süden war dann
wieder einfach genial. Ohne viel Zeit durch kurbeln zu verlieren flog
ich bis kurz hinter Gerstetten und wendete um kurz nach halb 4, um noch
zwei Schenkel auf der optisch schönen Alb zu fliegen. Meine Optimierung
im Seeyou hat leider gesponnen, doch ich überschlug im Kopf, dass bei
einer Wende am Klippeneck die 700km voll sein müssten. Beim Blick auf
die Uhr musste ich etwas zweifeln, denn die Wetterberichte hatten das
frühe Thermikende durch die Abschirmung der Warmfront gegen 17:30
versprochen. Ich flog dann allerdings unbeirrt weiter, denn die Optik
war gut und mit 18m bin ich als Clubklassepilot eh immer optimistisch
unterwegs. Als ich an Laichingen vorbei Richtung Münsingen flog,
überkamen mich schon erste Zweifel, denn ca. 15 Flugzeuge kurbelten in
6-800m über Grund und fanden nicht einen runden und schönen Bart. Nach
längerem Absuchen und langsamem Vorfliegen fand ich zusammen mit einer
DG 400 einen akzeptablen Bart bis an die Basis und wendete hinterm
Klippeneck in 2300m NN. Beim Heimflug lief bis Oppingen einwandfrei,
denn der Rückenwind unterstützte mich ganz gut, allerdings zerfielen
dann nach und nach alle Wolken und ich glitt fast 1000m ohne eine
Luftbewegung ab. Sämtliche angeflogenen Wolken gingen garnicht und ich
überlegte mir schon die beste Strategie für einen optimalen Turbostart.
Kurz vor Gerstetten bildete sich dann eine ganz kleine Fluse, die ich
dann mit 0,5-0,8m mühsam ausfliegen konnte. In dem Bart ging dann auch
der Wasserhahn auf, denn schnelleres Steigen war jetzt wichtiger
geworden als Kilometerfressen. Bei 1900m NN war dann Schluss, allerdings
konnte ich beobachten, wie 2 schöne Wolken auf Kurs über die letzten
Minuten ganz standhaft an der selben Stelle standen ohne sich
aufzulösen. Dass diese Wolken dann auch nochmal gut gingen war mein
Glück, denn so konnte ich meine Strecke über Monheim, wo ich in der früh
hingerattelt war, sicher schließen und im Gleitflug zum Stillberg
heimkommen. An den Steinbrücken nordöstlich Monheim gab es noch einen
kleinen Fetzen, der allerdings in meiner Höhe nurnoch einen Nullschieber
abgab, und so drehte in mit 400m plus Richtung Stillberghof, wo ich
dann die letzten 18km in nachezu toter Luft abgleiten konnte. Nach zwei
langsamen Kreisen in der Abendsonne über dem Stillberg drehte ich zur
Landung auf die 27 ein und freute mich über den super Flug. Die
Auswertung am PC zeigte 741km, was für mich absolut unerwartet war, denn
das Wetter schien in der Früh den Wetterberichten zu Folge wesentlich
schlechter zu werden. Nach nun über 100h in der OLC mit wirklich sehr
schlechtem Wetter bin ich gespannt wie es weitergeht. In der Hoffnung
dass das Wetter endlich mal richtig gut wird plane ich schon die
nächsten Flüge und Unternehmungen mit diesem Wahnsinns Flugzeug.
Hier der Link zum Flug:
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