In den Flügeln waren wie fast
immer 60l Wasser, die nach meinem Empfinden ideal für fast jedes Wetter
sind, außer für extrem schwaches und extrem starkes, ideal also um den
ganzen Tag ohne ablassen fliegen zu können. Ausklinken wollte ich
eigentlich in genau 1000m, um dann über der Basis abzufliegen. In
tausend Metern war die Basis um dreiviertel 10 aber noch nicht erreicht
und so kurbelte ich ganz lässig den ersten Bart mit über 1,5m auf 1900m
NN. Man könnte jetzt sagen der Start war zu spät, was er um 15-20
Minuten auch definitiv war, allerdings war der Abflug denkbar einfach
und stressfrei, was für einen anstehenden langen Flug nicht ganz
unwichtig ist. Der Plan war erstmal, den ersten Schenkel so lang wie
irgendwie möglich zu fliegen, um abends noch möglichst viele Optionen zu
haben. Es ging wirklich sehr unkompliziert über Donaueschingen in den
Schwarzwald, wo ich einige Kilometer östlich von Kirchzarten meine erste
Wende setzen konnte. Um 10:50 Uhr standen somit die ersten 117km auf
dem Zähler, besser geht`s eigentlich nicht. Ich überschlug im Kopf, dass
es optimal wäre, mit dem zweiten Schenkel die 400km vollzumachen, um
den eventuell von Osten anziehenden Schauern abends Paroli bieten zu
können. Die Wende musste somit ein gutes Stück östlich Eichstätt liegen,
dann würde der Plan aufgehen. Die westliche Alb war dann wieder ganz
passabel, doch ab Höhe Oppingen wurde das Steigen merkbar schlechter und
die Basis sank um fast 300m. Die Überlegungen an dieser Stelle gingen
schon soweit, dass ich fast umdrehen wollte, doch das wäre der
hundertprozentige Killer für die 1000km gewesen. Ich war ständig am
kopfrechnen, ob ich noch im Zeitplan liegen würde und kam zu dem
Schluss, dass auch bei einer Verschlechterung des Schnitts, der bis
dahin bei ca. 106km/h lag, eine erfolgreiche Bewältigung des 1000ers
drin sein müsste. Es ging also weiter in den Osten, wo riesengroße
schwarze Wolken und kleine unstrukturierte Fetzchen sich die Hand gaben.
Fast planmäßig wendete ich hinter Eichstätt kurz vor dem alten
Gredinger Platz, obwohl es noch weiter gegangen wäre, doch ich bin zu
langsam geworden und wollte lieber wieder auf die bessere Alb. Der 280
Kilometer lange Schenkel bis knapp hinter den Feldberg war dann analog
zum Hinflug: Eher mäßig bis Höhe Oppingen, dann wieder einwandfrei und
unkompliziert. Der Rückenwind half, wodurch ich mit einem 116er Schnitt
um 15:53 Lokalzeit mit knapp 660 geflogenen Kilometern wenden konnte.
Dann machte es „PIEP PIEP“...... „PIEP“ - Logger aus. Mist! Bei dem
verpassten 1000er-Tag in Reinsdorf am 23.05. gab es das fest gleiche
Problem, und ich dachte ich hätte es gelöst. Das Fliegen war jetzt
irgendwie zur Nebensache geworden. Keine Navigationsdaten, keine
Dokumentation des Fluges... Die Navigation sollte kein Problem sein,
denn auf der Alb kenne ich mich blind aus, ein nicht dokumentiertes
1000er wäre quasi wertlos. Dass das Flarm mitloggt fiel mir dann wieder
ein, doch ich versuchte den Zander-Logger zu reanimieren, indem ich den
Hauptschalter kurz ausschaltete, was sich am Abend dann als ziemlich
dumme Idee herausstellte. Geflogen bin ich während der ganzen
Probiererei einfach wieder Richtung Alb. Ich ließ viele Bärte aus, war
mit den Gedanken einfach woanders und fand mich in 250m über dem
Klippeneck wieder. Zum Glück schaltete ich dann ganz schnell wieder auf
höchste Konzentration um und fand an der Albkante an den steinigen, vom
Wind angeblasenen Felsen wieder einen 2,5er Bart, den ich bis ganz oben
ausnutzte, um wieder vollends zu entspannen und mich zu besinnen, um was
es eigentlich gerade ging. Bis Bad Ditzenbach war alles OK und ich war
wieder voll da, ab dann nahm der Bedeckungsgrad aber stark ab und ich
musste über Aalen ausholen, um die Wolken anfliegen zu können, die gutes
Steigen versprachen. Bei Aalen konnte ich dann nach der Durststrecke
wieder knapp 2m auf eine angenehme Höhe mitnehmen, man spürte allerdings
schon deutlich, dass die Thermik um mittlerweile 18:00 Uhr zu
schwächeln begann. Die Taktik war ab diesem Bart jetzt auf den
„Abendmodus“ umgepolt, also immer hoch bleiben, auch wenn dafür mal ein
schwacher Bart nötig war. Südlich der Rauhen Wanne gab es eine
riesengroße Wolke, die beinahe abzuregnen schien, doch hier konnte ich
nochmal 400m mitnehmen. Beim nächsten Gleitstück nach Monheim versuchte
ich wirklich alle Fetzen anzufliegen, die erreichbar waren, doch so
wirklich ging es nirgends mehr. Über dem steinigen Boden bei Monheim kam
dann aber doch nochmal ein knapper 0,8er Bart, den ich bis 1700 Meter
NN ausnutzen konnte. Ich malte mir keine allzugroßen Chancen mehr aus,
wieder nach Münsingen zurückzukommen und spielte schon mit dem Gedanken,
eventuell am Stillberghof zu landen, wenn die Luft in nächsten
Gleitstück tot gewesen wäre. Die letzte kleine Wolke von der ich mir
Steigen erwartete, stand direkt über der Rauhen Wanne, wo ich in 1300m
um 19:15 ankam. Ich war verwundert, dass hier noch Steigen zu finden
war, denn die Wolke sah aus wie ein Altocumulus, doch hier gab es
nochmal einen passablen Meter bis auf 2000m NN, wo ich auch mein Wasser
rausschmiss, um hier wirklich alles rauszuholen. Die Entscheidung nach
Münsingen weiterzufliegen war jetzt gefallen und ich flog auf Heidenheim
zu, da ich geplant hatte von der Alb nach Norden herunterzufliegen, um
die Strecke durch den niedrigeren Grund verlängern zu können. Wie so oft
stand an der Schäfhalde der letzte kleine Fetzen, der mir wie durch ein
Wunder um dreiviertel 8 nochmal kurbelbares Steigen über fast 500m
schenkte. Als der Bart zu ende war und die Wolke sich aufgelöst hatte,
stellte ich im Seeyou die Hahnweide als nächsten Flugplatz ein und war
verwundert, dass ich dort in 150m ankommen sollte. Der Plan war, über
der Hahnweide den Motor zu werfen, um dann die wenigen Kilometer auf die
Alb nach Münsingen mit dem Motor zu bewältigen. Mit tragenden Linien
schaffte ich es dann noch kurz vor den Rossfeldhang und zündete über dem
einzig landbaren Feld den Motor. In den Albtälern hing schon der Nebel -
ein Bild für Götter! Insgeheim habe ich natürlich gehofft, die 1000
geknackt zu haben - im Kopf überschlug ich dass es ganz knapp gereicht
haben sollte. Da der PDA die Optimierung durch den Neustart und das
umstellen der GPS-Quelle aufs interne PDA-GPS verloren hatte, wusste ich
es natürlich nicht. Um kurz nach halb 9 setzte ich in Münsingen auf und
Oli kam mit Joachim im Schlepptau an den Flieger. Bevor wir irgendetwas
anderes machten, holten wir die SD-Karte aus dem Flarm und steckten sie
in den PC zum auslesen. Dann kam der zweite Schock des Tages - der
Flug war nur halb aufgezeichnet. Wir versuchten alles mögliche, suchten
eine eventuelle zweite Datei auf der Karte und wurden leider nicht
fündig. Ich war am Boden zerstört, denn ich war mittlerweile fest davon
ausgegangen, dass das Flarm nach der Stromunterbrechung nicht weiter
aufzeichnete. „Komm wir gehen jetzt nochmal zum Flieger und stecken die
SD-Karte ins Flarm, vielleicht schreibt das Flarm ja nochmal alle
Dateien neu drauf“ sagte Oli dann. Ich glaubte nicht so recht dran, doch
den Versuch war es noch wert. Als die Karte dann drin war, fing das
Flarm nochmal an zu schreiben und war nach einem Durchgang fertig. Also
Karte nochmal in den PC – die Datei des Fluges war doppelt so groß
geworden – und im Seeyou sah man dann den kompletten Flugweg. Ich war so
UNGLAUBLICH froh das zu sehen! Spannend war es dann bis zum Upload in
den OLC noch, doch nach über zehnmaliger Aktualisierung stand die
magische Zahl über dem Flugweg: 1034 km. Ein lauter Brüller ging durch
das Münsinger Vereinsheim, ich hatte das geschafft was ich mir für
dieses Jahr so sehr gewünscht hatte. Über das Grillen und
Flugzeug-Abbauen möchte ich jetzt nicht viele Worte verlieren, sondern
noch ein paar Statements abgeben, die im Zusammenhang mit dem Flug noch
erwähnenswert sind:
-Auch
wenn viele Neider und „Fliegergötter“ immer behaupten, ein echtes
Tausender hätte nur vier Schenkel: Für mich ist auch das ein echtes
Tausender. Nach alten wie neuen OLC-Regeln sind das 1000km auf 6 (bei
mir 5) Schenkeln, was soll daran also unecht sein?
-Ja,
ein Jojo ist sicher nicht so einfallsreich wie ein Dreieck und ich
fliege auch lieber Dreiecke, aber wer würde die Möglichkeit des großen
Fluges nicht wahrnehmen, wenn das beste Wetter eben so liegt, dass man
diese Form des Fluges wählt? Ich würde es jederzeit wieder so machen.
-Ohne
Motor hätte ich den Flug exakt genauso gemacht, abends hätte der Flug
dann auf der Hahnweide geendet. Für so einen Flug würde ich auch ein
paar Kilometer Rückholtour absolut in Kauf nehmen.
-Die
Technik ist manchmal verflucht, deshalb ist es wirklich wichtig, alle
relevanten Systeme redundant an Bord zu haben, sonst hat man vielleicht
mal Pech... Man hat an diesem Flug und auch am 23.05. In Reinsdorf
gesehen, dass man ziemlich viel Pech auf einmal haben kann.
-Das
absolut wichtigste für erfolgreiches Fliegen ist für mich die
Vorbereitung des Materials möglichst am Vortag. In Münsingen haben wir
die Flieger direkt mit Wasser betankt in Bezügen am Vorabend an den
Start gestellt, um in der Früh absolut entspannen zu können. Am
Stillberghof mache ich das fast immer genauso um sicherzustellen, dass
ich ausgeschlafen fliegen kann und in der Früh keine Probleme mehr
auftreten. Auf die Stunde Stress in der Früh beim aufbauen will ich
möglichst immer verzichten. Für den Cirrus gibt`s auf jeden Fall im
Winter auch Clouddancers oder Jaxidas!
Hier der Link zum Flug:
http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/gliding/flightinfo.html?dsId=3024275
Fotos hab ich übrigens diesmal keine gemacht, irgendwie wollte ich mich voll aufs fliegen konzentrieren.
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