Bei der Bewerbung um die „EP“
beim DAEC im September letzten Jahres sollte ich angeben, welche Ziele
ich mir für das kommende Jahr mit dem Nimbus stecken würde. Das
Hauptziel war, nachdem ich schon 2 1000er als Jojo geschafft hatte, ein
1000er als FAI zu fliegen. Dass das nicht so einfach ist, zeigten
meine gescheiterten Versuche im Juni, wo das Wetter ganz anders war als
ich mir das vorgestellt habe und ich dementsprechend falsch
ausschrieb. Da die Tageslänge im Juni ein wichtiger Faktor für ein so
großes Dreieck ist, versuchte ich es trotz der nicht überragenden
Thermikprognosen auch am 28.06. wieder. Angemeldet waren Stillberghof -
Kirnbergsee - Waldbuckel westlich Eisenach - Stankov (CZ) -
Stillberghof.
Am Vorabend war
erstmal viel zu tun, da die Mückenputzeranlage mit einer
selbstgelöteten Schaltung nochmal neu programmiert werden musste.
Schließlich habe ich um 22 Uhr noch 160l Wasser in die Flügel gefüllt
und den Flieger aus dem Weg geräumt. Der nächste Morgen lief wie jeder
Morgen am Stillberghof - viele Flugzeuge, viel Treiben und relativ viel
Hektik. Da ich unter solchen Voraussetzungen nicht gut fliegen kann,
war ich froh, dass bereits alles fertig parat stand. Um 09:00 lief dann
erstmal der Himmel komplett zu, was der Feuchtigkeit der
Gewitterschauer des letzten Tages geschuldet war. Trotzdem bildeten
sich um 09:15 erste tiefe Cumuli im Westen. Der Schlepper war noch
nicht da, doch mein Freund Andy Offer (danke nochmal!) sprang spontan
in die Remo, um mich in die Luft zu befördern. Am Stillberghof war noch
keiner startbereit und ich wurde mit dem frühen Start eher belächelt,
doch der Startzeitpunkt war optimal gewählt.
Abflug in 1700m NN
In 1300m über Platz klinkte ich aus und startete die Task in 1700m NN.
Die ersten 30km waren dabei eher spannend, denn es war schwierig eine
Route durch die Wolkentürme zu finden, ohne die Erdsicht zu verlieren.
Mit vielen Schlenkern schaffte ich es dann, in ca 500m AGL über dem
Golfplatz bei Neresheim rauszukommen und ich konnte dort direkt unter
sehr breitgelaufenen Strukturen unter der Basis weiterfliegen. Über
Giengen/Brenz (warum macht man im Juni ein Flugplatzfest??) ging es
weiter nach Blaubeuren, da hier noch halbwegs viel Sonneneinstrahlung
vorhanden war. Die erste knifflige Stelle war dann der Einstieg ins
höhere Gelände bei Blaubeuren, da dort keine Sonne mehr durch die
hochtürmenden Wolken auf die Erde schien. Mit einem schwachen Bart
schaffte ich es dann, nochmal ganz hoch zu kommen und Anschluss ans
bessere Wetter zu bekommen. Dies war wohl die entscheidende Stelle des
Fluges, da meine Vereinskollegen arg im Funk über das Wetter dort
jammerten. Gerade in der Früh ist es fast immer lohnenswert, ein
bisschen Geduld zu haben und die Entwicklungen zu beobachten...
Der
Weg durchs EDR Heuberg war dann easy und ich konnte hinterm Klippeneck
nochmal ganz hoch machen, um direkt in den Schwarzwald und damit in
die Wende gleiten zu können.
Im Anflug auf den Kirnbergsee
Der
Schwarzwald war wie so oft mäßig. Man bekam immer einen halbwegs guten
Bart, allerdings nur nachdem man 10 Wolken abgesucht hat. Ich
versuchte, aus meinen früheren Flügen zu lernen, wo ich im Schwarzwald
immer recht inkonsequent geflogen bin und der Schnitt durch viele
Kursabweichungen zu schlecht war. Das gelang ganz gut, da ich die
Gleitleistung des Nimbus einfach ausgenutzt habe und die die
Kursabweichungen meist unter 20° halten konnte. Das Kraichgau war dann
wieder ganz gut und die Thermik wurde an Odenwald/Spessart vorbei immer
zuverlässiger, wodurch ich bis zur Rhön relativ flott vorfliegen
konnte. An der kahlen Stelle am Hang im EDR Wildflecken vermutete ich
eine Granate und setzte (fast) alles auf eine Karte. Natürlich ging die
Wolke nicht.... Die Luvseite der Rhön war dann meine Hoffnung, dann
mit Sonne und Wind musste irgendwo am Hang ein Bart ablösen. Diesen
Bart zu finden war dann kniffliger als gedacht, doch er kam sehr
turbulent schließlich mit knapp 2m/s - kurz bevor ich mit einer
Riesen-Kursabweichung aus der Rhön hätte rausgleiten müssen. Die Optik
nach Eisenach war dann wieder gut, doch man sah die Abschirmung der
Warmfront aus NW schon über der Stadt. Dass die Thermik dann unter dem
Einfluss der Warmluft so schlecht wird habe ich nicht erwartet, doch da
ich gut im Zeitplan lag, ging ich auf Nummer sicher und kurbelte
mehrfach 0,8-1,5m/s, um irgendwie in die Wende und auf den
Thüringerwald zu kommen. Bei einem freien Flug wäre ich nicht
weitergeflogen...und am Ende vllt 30-50km weiter gekommen...
Thüringerwald,
Fichtelgebirge, Oberpfälzerwald und Bayerwald waren ein Gedicht - ab
dem Ochsenkopf ging es beinahe nur noch geradeaus und so konnte ich um
kurz nach 17 Uhr meine letzte Wende nehmen. Ich rechnete mit einem
Thermikende gegen 20 Uhr und flog einfach noch 20km über die Wende
Stankov (CZ) raus, da ich den Flug bei dieser Thermikgüte nichtmehr
gefährdet sah. Die Wende erfolgte dann knapp neben dem Flugplatz Klatovy
(CZ)
letzte Wende bei Klatovy
Bei dem Rückweg wurde ich dann ab Cham eines besseren belehrt. Kaum
Wolken mehr ab 18:15, mieses Steigen und unrunde Bärte waren angesagt.
Ich konnte es nicht fassen, dass die Warmluft so unglaublich schnell
vorankam und die Thermik im Juni schon vor halb 7 zusammenbricht. Es
blieb mir nichts anderes übrig, als mich von Hang zu Hang im Altmühltal
vorzubasteln und auf eine gute Ablösung zu hoffen. Als ich in einem
Nuller Richtung Eichstätt aufrichten wollte, viel mir der Steinbruch ins
Auge, der mir vor einigen Jahren schonmal eine Flug grerettet hat.
Gerade als ich die 90°-Wende einleitete, sah ich eine LS8 an genau der
Stelle eindrehen, wo ich die Thermik vermutet hätte. Während ich 160l
Wasser über dem Altmühltal verteilte, sah ich die LS8 langsam steigen,
glaubte aber nicht mehr an die Rettung, da sich keine Wolke über dem
Steinbruch bildete. Der Bart war dann unglaublich unstrukturiert und
teilweise nur eine positive Null, doch der leere Nimbus steigt
erstaunlicherweise auch mit einer positiven Null noch halbwegs... :-)
Der Bart ging mit viel Zentrierarbeit dann teils noch auf 0,5-1m/s und
ich konnte um 19:15 nochmal auf 1750m Steigen. Das war dann aber der
letzte Thermikhauch des Tages und ich musste noch 45km mit 150m plus auf
dem Rechner abgleiten. Da ich in knapp über 1700m NN abgeflogen war,
musste ich folglich in 700m NN ankommen, um die Task zu schließen. Es
gab dann keine tragenden Linien mehr und so kam ich ganzschön ins
schwitzen, als der Endanflugrechner teilweise auf unter 100m
Ankunkftshöhe rechnete. Als ich dann im Rechner als Zielpunkt den
Stillberghof einstellte und nicht mehr den 1km-DMST Zielpunkte, wurde
aus den 100m noch 70m und ich zweifelte schon daran, überhaupt in den
Platz zu kommen, da der relativ stark Nordwind auf den letzten km vor
dem Stillberg normalerweise noch ein sauberes Lee wirft. Gerade an der
Stelle, wo ich den Beginn des saufens vermutete, ging die Varionadel von
-1 auf 0 - und das änderte sich bis zum Stillberg nichtmehr. Am
1km-Punkt machte ich die Lüftung zu (Druckabfall f. Logger) und zog den
Nimbus auf 70km/h. Bis zum Auslesen war mir nicht klar ob es gereicht
hat... die Freude danach war natürlich entsprechend riesig.
Ich
hab mir dann erstmal ein Bier aufgemacht und mich 15min lang unter den
Flügel gelegt, um die ganze Anspannung und die Eindrücke zu
verarbeiten.
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