Mal eine kurze Zwischenmeldung...
Im Herbst steht immer viel mehr an als man das für ein Saisonende meinen mag.
Das letzte Event war das OLC-Symposium, wo ich wieder viele Freunde treffen konnte.
Ganz unerwartet habe ich einen Geldpreis für den Gewinn des OLC Young-Eagle Speed Cup bekommen, worüber ich mich wahnsinnig gefreut habe. Die Geschichte, die hinter den Young-Eagle-Flügen steckt, muss ich eigentlich mal extra niederschreiben - fällt mir gerade auf...!
Das Preisgeld jedenfalls gab mir den Anstoß nochmal nach Bitterwasser zu gehen, und zwar im Januar zum Saisonende. Das Preisgeld ist da zwar nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber Bitterwasser hat ein Juniorenförderprogramm auf die Beine gestellt, wo man sich das als junger Mensch trotzdem irgendwie leisten kann (auch wenn's immernoch ein großer Batzen ist...).
Der Resturlaub wird dann wahrlichlich noch in Frankreich (März, August) investiert werden. Ich bin zwar für die DM in der Offenen qualifiziert, aber da die EP-Zeit nun vorbei ist, ist es natürlich schwierig an konkurrenzfähiges Material zu kommen. Die Wahl hätte zwar auch auf die Clubklasse-DM fallen können, aber ich hab irgendwie keine Lust mehr auf die Joghurtbecherrallye mit 90er Schnitten (Und im August wollte ich in Frankreich sein)....Luxusprobleme!
Ich meld mich spätestens in Bitterwasser wieder ausführlich.
Segelfliegen mit Robert 7R
Dienstag, 1. November 2016
Samstag, 27. August 2016
Mal wieder in "unseren" Bergen - 24.06.16 in Königsdorf mit dem Cirrus (710km OLC)
Da ich die Berge schon richtig vermisst habe, wollte ich dieses Jahr unbedingt noch mal in "unsere" Alpen fahren, um wenigstens einen Tag dort verbringen zu können.
Für den 24.06. hat sich dann endlich mal so eine Lage abgezeichnet. Am Stillberg war es am Vortrag noch knapp 30 Grad heiß und total stabil, doch für den nächsten Tag hat sich eine leichte Labilisierung angekündigt. Das sind meistens dann die guten Bergtage, doch auch die Alb hat dann Potential, auch wenn es vom Stillberg dann relativ mühsam richtung Westen losgeht. Ich hab dann lang gehadert, doch schlussendlich am Abend den Flieger eingepackt und nach Ingolstadt mitgenommen.
Nach einem Telefonat mit Benni Bachmaier war der Startplatz glücklicherweise gesichert und so hab ich den Wecker auf 5:15 gestellt und bin zum Leistungsschlaf ins Bett gegangen.
Um 7:55 war ich in Königsdorf, wo ich von alten Bekannten und neuen Gesichtern herzlich empfangen wurde. Nach dem Aufbauen war dann erstmal relaxen angesagt, denn vor halb 11 hat Benni keine realistischen Startmöglichkeit prophezeit. Ich hab dann Benni auf der Reliefkarte gebeten, mir noch den Endanflug aus dem Engadin zu erklären, weil ich die Routen 'wenns eng wird' durchs Karwendel nicht kannte. Schlussendlich fühlte ich mich dann gut gerüstet, da ich mir einbildete, die Abflugroute durch meine zwei Flüge in KDF schon zu kennen (...).
Um dreiviertel 11 ging es dann hinter Benni los - es war ein Schlepp auf 1800m Richtung Benewand mit dem Schlepppiloten abgemacht.
Ein paar km vor besagtem Berg klinkte ich aus und glitt über die Benewand, wo ich auf der Südseite zwar keinen Bart erwartete, aber zumindest schonmal eine tragende Linie Richtung Latschenkopf. Kaum war die Südseite erreicht, ging das Vario nach unten und ich fiel regelrecht vom Himmel. Ich war vollkommen irritiert, da eigentlich leichter Südwind angesagt war. Wie es hier, im Unterschied zu Südfrankreich, leider allzuoft vorkommt: Beinahe jedes Tal hat seinen eigenen Talwind, der teils nichts mit irgendeiner imaginären Hauptwindrichtung zu tun hat. So kam es, dass hinter der Benewand reiner Westwind vorherrschte, der einfach Talparallel an der Benewand entlangströhmte und natürlich keinen Aufwind hervorbrachte. Es ging teils wirklich stark runter, sodass ich nach kurzer Zeit den Westkurs aufgab und mich aufs Außenlandefeld Jachenau stürzte. Vor dem Starts sagte mir Benni noch, ich solle zum Latschenkopf fliegen, denn da wäre immer ein Bart. Durch das Saufen war ich leider schon deutlich unter dem Latschenkopf, also war jegliche Systematik irgendwie dahin. Ich sah dann etwas höher ein Flugzeug über dem Außenlandefeld an einem Mini-Hangvorsprung an der Jachenau entlangfliegen, was sich nach kurzem Funkspruch als die LS1 von Benni identifizieren ließ. Da ich in knapp 1100m NN (und geschätzten 350m über dem Feld) keine bessere Idee hatte, flog ich zu Benni und wir fixierten einen Nullschieber am Hang, sodass ich erstmal kurz durchatmen und mich neu orientieren konnte. Außenlandefeld frisch gemäht ->alles war entspannt -> jetzt gings ans basteln. Mit 0,2-0,3 gings langsam raus und es war im Grunde eine Frage der Zeit, bis die Thermik sich soweit entwickeln würde, dass man zur Soiernspitze weiterfliegen konnte. Nach einer Stunde und zwanzig Minuten Turbulenzen war es dann so weit - wir hatten über die Soiernspitze Anschluss an die gute Thermik im Wettersteingebirge und Richtung Engadin. Ab da wurde es sehr unspektakulär, einfach weil die Thermik durch die fortgeschrittene Tageszeit schon so gut war, dass man mit halbwegs vorausschauender Flugweise keine Probleme bekommen konnte. Benni - mit Ziel Matterhorn - war nun weg und so flog ich über die Mieminger in gutem Wetter auf der NW-Seite des Engadins etwa 15km über Samedan raus. Der Plan war nun, auf der Hauptkammseite so weit wie möglich nach Osten zu fliegen. Da hier einige kleine Talquerungen drin sind, musste ich mit dem Cirrus das eine oder andere mal auch wieder rauskurbeln, aber immer ohne Risiko und entspannt. Man konnte gefahrlos bis Bad Hofgastein fliegen, wo der Weg dann durch ein Gewitter abgesperrt war. Um 16:50 wendete ich mit dem Ziel, nochmal ins Ötztal fliegen zu könnnen, wo ich abends die größte Endanflughöhe erwartete. Am Hauptkamm baute es leider etwas ab, sodass ich immer an den Richtung Westen ausgerichteten Bergflanken kurbeln musste, ohne dass sich schnelle und linienhaft angeordnete Straßen bildeten. Seltsamerweise war jenseits des Gerlos keine Entwicklung mehr und ein weiterfliegen Richtung Ötztal war mit dem Cirrus und ohne Rückholer keine Option mehr. So wendete ich am Gerlos mit dem Ziel, wieder ins Karwendel zu kommen und von dort aus Endanflug zu machen. Es war erst 18 Uhr local, weshalb ich etwas enttäuscht über das frühe Ende war, aber der Flug war trotzdem noch nicht vorbei, denn im Karwendel sah man noch ein paar Wolken, die noch mindestens eine halbe Stunde Flugzeit versprachen. Die Thermik südlich des Inntals war so komisch, dass ich das Inntal schnellstmöglich queren wollte, um wieder in Reichweite der Flugplätze im Alpenvorland zu sein. Nach (wie immer) sehr freundlicher Genehmigung durch Insbruck Radar querte ich den LR und flog auf den Rofan zu, der mir als erste Anlaufstelle viele Optionen mit meiner Höhe bot. Es war dann schlussendlich leichter als Gedacht, wieder Anschluss zu bekommen, weil ein Bart weit vor Grat jegliches Risiko verschwinden lies. So konnte ich westlich des Achensees im Karwendel noch etwas verlängern und einen entspannten Endanflug Richtung Benewand antreten, wo ich mein Dreieck noch schließen musste. Durch schön tragende Linien an den Steinen entlang konnte ich den Flug noch etwas nach Norden ausdehnen und um 19:33 zufrieden in Königsdorf landen.
Danke an Königsdorf und Benni für die herausragende Gastfreundschaft und an Mathias für die Brotzeit im Biergarten!
Für den 24.06. hat sich dann endlich mal so eine Lage abgezeichnet. Am Stillberg war es am Vortrag noch knapp 30 Grad heiß und total stabil, doch für den nächsten Tag hat sich eine leichte Labilisierung angekündigt. Das sind meistens dann die guten Bergtage, doch auch die Alb hat dann Potential, auch wenn es vom Stillberg dann relativ mühsam richtung Westen losgeht. Ich hab dann lang gehadert, doch schlussendlich am Abend den Flieger eingepackt und nach Ingolstadt mitgenommen.
Nach einem Telefonat mit Benni Bachmaier war der Startplatz glücklicherweise gesichert und so hab ich den Wecker auf 5:15 gestellt und bin zum Leistungsschlaf ins Bett gegangen.
Um 7:55 war ich in Königsdorf, wo ich von alten Bekannten und neuen Gesichtern herzlich empfangen wurde. Nach dem Aufbauen war dann erstmal relaxen angesagt, denn vor halb 11 hat Benni keine realistischen Startmöglichkeit prophezeit. Ich hab dann Benni auf der Reliefkarte gebeten, mir noch den Endanflug aus dem Engadin zu erklären, weil ich die Routen 'wenns eng wird' durchs Karwendel nicht kannte. Schlussendlich fühlte ich mich dann gut gerüstet, da ich mir einbildete, die Abflugroute durch meine zwei Flüge in KDF schon zu kennen (...).
Um dreiviertel 11 ging es dann hinter Benni los - es war ein Schlepp auf 1800m Richtung Benewand mit dem Schlepppiloten abgemacht.
Der OLC-Flugweg |
Ein paar km vor besagtem Berg klinkte ich aus und glitt über die Benewand, wo ich auf der Südseite zwar keinen Bart erwartete, aber zumindest schonmal eine tragende Linie Richtung Latschenkopf. Kaum war die Südseite erreicht, ging das Vario nach unten und ich fiel regelrecht vom Himmel. Ich war vollkommen irritiert, da eigentlich leichter Südwind angesagt war. Wie es hier, im Unterschied zu Südfrankreich, leider allzuoft vorkommt: Beinahe jedes Tal hat seinen eigenen Talwind, der teils nichts mit irgendeiner imaginären Hauptwindrichtung zu tun hat. So kam es, dass hinter der Benewand reiner Westwind vorherrschte, der einfach Talparallel an der Benewand entlangströhmte und natürlich keinen Aufwind hervorbrachte. Es ging teils wirklich stark runter, sodass ich nach kurzer Zeit den Westkurs aufgab und mich aufs Außenlandefeld Jachenau stürzte. Vor dem Starts sagte mir Benni noch, ich solle zum Latschenkopf fliegen, denn da wäre immer ein Bart. Durch das Saufen war ich leider schon deutlich unter dem Latschenkopf, also war jegliche Systematik irgendwie dahin. Ich sah dann etwas höher ein Flugzeug über dem Außenlandefeld an einem Mini-Hangvorsprung an der Jachenau entlangfliegen, was sich nach kurzem Funkspruch als die LS1 von Benni identifizieren ließ. Da ich in knapp 1100m NN (und geschätzten 350m über dem Feld) keine bessere Idee hatte, flog ich zu Benni und wir fixierten einen Nullschieber am Hang, sodass ich erstmal kurz durchatmen und mich neu orientieren konnte. Außenlandefeld frisch gemäht ->alles war entspannt -> jetzt gings ans basteln. Mit 0,2-0,3 gings langsam raus und es war im Grunde eine Frage der Zeit, bis die Thermik sich soweit entwickeln würde, dass man zur Soiernspitze weiterfliegen konnte. Nach einer Stunde und zwanzig Minuten Turbulenzen war es dann so weit - wir hatten über die Soiernspitze Anschluss an die gute Thermik im Wettersteingebirge und Richtung Engadin. Ab da wurde es sehr unspektakulär, einfach weil die Thermik durch die fortgeschrittene Tageszeit schon so gut war, dass man mit halbwegs vorausschauender Flugweise keine Probleme bekommen konnte. Benni - mit Ziel Matterhorn - war nun weg und so flog ich über die Mieminger in gutem Wetter auf der NW-Seite des Engadins etwa 15km über Samedan raus. Der Plan war nun, auf der Hauptkammseite so weit wie möglich nach Osten zu fliegen. Da hier einige kleine Talquerungen drin sind, musste ich mit dem Cirrus das eine oder andere mal auch wieder rauskurbeln, aber immer ohne Risiko und entspannt. Man konnte gefahrlos bis Bad Hofgastein fliegen, wo der Weg dann durch ein Gewitter abgesperrt war. Um 16:50 wendete ich mit dem Ziel, nochmal ins Ötztal fliegen zu könnnen, wo ich abends die größte Endanflughöhe erwartete. Am Hauptkamm baute es leider etwas ab, sodass ich immer an den Richtung Westen ausgerichteten Bergflanken kurbeln musste, ohne dass sich schnelle und linienhaft angeordnete Straßen bildeten. Seltsamerweise war jenseits des Gerlos keine Entwicklung mehr und ein weiterfliegen Richtung Ötztal war mit dem Cirrus und ohne Rückholer keine Option mehr. So wendete ich am Gerlos mit dem Ziel, wieder ins Karwendel zu kommen und von dort aus Endanflug zu machen. Es war erst 18 Uhr local, weshalb ich etwas enttäuscht über das frühe Ende war, aber der Flug war trotzdem noch nicht vorbei, denn im Karwendel sah man noch ein paar Wolken, die noch mindestens eine halbe Stunde Flugzeit versprachen. Die Thermik südlich des Inntals war so komisch, dass ich das Inntal schnellstmöglich queren wollte, um wieder in Reichweite der Flugplätze im Alpenvorland zu sein. Nach (wie immer) sehr freundlicher Genehmigung durch Insbruck Radar querte ich den LR und flog auf den Rofan zu, der mir als erste Anlaufstelle viele Optionen mit meiner Höhe bot. Es war dann schlussendlich leichter als Gedacht, wieder Anschluss zu bekommen, weil ein Bart weit vor Grat jegliches Risiko verschwinden lies. So konnte ich westlich des Achensees im Karwendel noch etwas verlängern und einen entspannten Endanflug Richtung Benewand antreten, wo ich mein Dreieck noch schließen musste. Durch schön tragende Linien an den Steinen entlang konnte ich den Flug noch etwas nach Norden ausdehnen und um 19:33 zufrieden in Königsdorf landen.
Danke an Königsdorf und Benni für die herausragende Gastfreundschaft und an Mathias für die Brotzeit im Biergarten!
Dienstag, 2. August 2016
Rotenburg Quali - Frankreich
Zur Quali in Rotenburg-Wümme schreib ich jetzt erstmal nicht viel. Da hat's im Winter noch genug Zeit dafür.
Mit Platz 5 hats für die DM gereicht und somit bin ich in der offenen Klasse und Clubklasse qualifiziert.
Erst in Rotenburg ist mir aufgefallen, dass man nichtmal theoretisch zwei DMs fliegen darf - man muss sich für eine entscheiden. Die Wahlt steht und fällt mit Ort und Zeit der DM.
Wettbewerbsfliegen macht schon sehr viel Spaß, aber der Zeit- und Geldeinsatz steht in keinem Verhältnis zur Flugstundenausbeute. Das war mir in Bayreuth noch egal, wurde mir dann aber am zweiten Wettbewerb in diesem Jahr jetzt wieder bewusst. In Rotenburg haben wir an neun (9!!!) Tagen das gesamte Grid aufgebaut, um schlussendlich 3 Wertungstage zusammen zu bekommen. Die Stunden, die wir im Grid gewartet haben, sind eigentlich garnichtmehr zählbar.
Die Quintessenz für mich ist jedenfalls, dass ich in Zukunft wieder einen Wettbewerb pro Jahr fliegen werde. Das reicht, um fliegerisch "am Ball" und im Training zu bleiben, und lässt genug Zeit, um mehr in den Bergen oder sonstwo fliegen zu können.
Stichwort Berge: Freitag Abend geht's wieder nach Frankreich - diesmal nach St. Crepin! Schön langsam komme ich dem Ziel näher, mal an jedem relevanten Platz in Südfrankreich geflogen zu sein. St. Crepin ist sicherlich nicht die beste Ausgangslage für die großen Dinger, aber bestimmt sehr interessant, um auch mal tiefer im Norden zu experimentieren und Hotspots sowie kleinräumige Windeffekte dort kennenzulernen.
Die EP steht schon vor der Haustür, vielleicht landen hier (bei entsprechendem W-Lan) dann auch mal aktuelle Bilder- ich würde das dann im OLC-Comment verlinken.
Mit Platz 5 hats für die DM gereicht und somit bin ich in der offenen Klasse und Clubklasse qualifiziert.
Erst in Rotenburg ist mir aufgefallen, dass man nichtmal theoretisch zwei DMs fliegen darf - man muss sich für eine entscheiden. Die Wahlt steht und fällt mit Ort und Zeit der DM.
Wettbewerbsfliegen macht schon sehr viel Spaß, aber der Zeit- und Geldeinsatz steht in keinem Verhältnis zur Flugstundenausbeute. Das war mir in Bayreuth noch egal, wurde mir dann aber am zweiten Wettbewerb in diesem Jahr jetzt wieder bewusst. In Rotenburg haben wir an neun (9!!!) Tagen das gesamte Grid aufgebaut, um schlussendlich 3 Wertungstage zusammen zu bekommen. Die Stunden, die wir im Grid gewartet haben, sind eigentlich garnichtmehr zählbar.
Die Quintessenz für mich ist jedenfalls, dass ich in Zukunft wieder einen Wettbewerb pro Jahr fliegen werde. Das reicht, um fliegerisch "am Ball" und im Training zu bleiben, und lässt genug Zeit, um mehr in den Bergen oder sonstwo fliegen zu können.
Stichwort Berge: Freitag Abend geht's wieder nach Frankreich - diesmal nach St. Crepin! Schön langsam komme ich dem Ziel näher, mal an jedem relevanten Platz in Südfrankreich geflogen zu sein. St. Crepin ist sicherlich nicht die beste Ausgangslage für die großen Dinger, aber bestimmt sehr interessant, um auch mal tiefer im Norden zu experimentieren und Hotspots sowie kleinräumige Windeffekte dort kennenzulernen.
Die EP steht schon vor der Haustür, vielleicht landen hier (bei entsprechendem W-Lan) dann auch mal aktuelle Bilder- ich würde das dann im OLC-Comment verlinken.
Montag, 30. Mai 2016
Bayreuth review
Nachdem ich während des Wettbewerbs natürlich nicht dazugekommen bin, kommt hier jetzt eine kleine Zusammenfassung:
Am Dienstagabend (17.05.) bin ich angereist und konnte direkt das Zelt bei meinen Freunden aufbauen. Die Bayreuther Camping-Infrastruktur ist echt gut, sodass wir keine Platzprobleme bekommen haben.
Am Mittwoch war dann die technische Abnahme (Wägung...) und Training. Da ich das Flugzeug perfekt haben wollte, bin ich nicht geflogen, sondern hab nochmal alles poliert, sauber abgeklebt und das Cockpit ordentlich hergerichtet. Auf der Wage gab's dann keine Überraschungen, sodass die Wägung am Zuggeschirr gleich mit Maximalmasse gepasst hat.
Es hat sich dann abgezeichnet, dass der Donnerstag erstmal schlecht werden sollte. Ich war mit Tobi, Simon und Gilli in der Therme und wir haben im Whirlpool und in der Sauna relaxt, sodass wir vom Mistwetter eigentlich nichts mitbekommen haben. Der Tag hat viel Entspannung für die kommenden drei Wertungstage gebracht!
Freitag: 1.Wertungstag
Die Abflugentscheidung des ersten Tags resultierte aus einem sich immer mehr verdichtenden Himmel. Ich flog etwa im Mittelfeld ab und krabbelte meist allein den Thüringerwald hoch. Ich musste echt aufpassen, da die abgeschatteten Bereiche nicht wirklich gut gingen. Der Rettungsanker wäre immer der SW-Wind gewesen, der genau auf der Kante am Thüringer stand, wodurch man sich bei einem Absaufer wieder hätte hochachtern können. Dazu kam es dann nicht, denn kurz vor der ersten Wende im Nordwesten wurde es wieder etwas heller und die Thermik war wieder zuverlässiger. Hier traf ich dann auf Bruno in der Nimeta, der - wie sich nachher herausstellte - 10 Minuten nach mir abflog. Ich hab während des Wettbewerbs auch festgestellt, warum er mich hier einholen konnte, obwohl ich wirklich nicht inkonsequent flog: Bruno steigt bei dem Krabbelwetter einfach unglaublich mit seiner Nimeta und gleitet unter 170 sagenhaft gut!
Ab da waren wir dann auf dem kurzen zweiten Schenkel zusammen, wobei ich immer vorausflog, um das Tempo vorgeben zu können (immer über 170, damit der Nimbus nicht rausfällt beim Vorflug). Kurz vor der Wende Bad Königshofen traf ich noch auf einzelne andere OK-Flieger, die aber in einer entscheidenden Situation anders agierten als ich. Westlich der Wende stand eine schöne Wolke, die gutes Steigen versprach. Ich flog da aber nicht hin, sondern zuerst die Wende und flog dann so lange mit Rückenwind den dritten Schenkel, bis ich wieder einen 1,5er Bart kurbeln konnte.
Dadurch hatte ich eine gute Ausgangsposition, die Thüringerquerung hinzubekommen. Die war dann recht problemlos, weil ich die Hotspots bei Titschendorf kenne und früher besseres Steigen annehmen konnte als meine Verfolger. In die Talsperre führte dann eine Wolkenstraße, die an der Abschirmung über dem Erzgebirge entlang führte. Ich musste zwar mit 45° Kursabweichung ausholen, aber das war sicher die schnellste Route in die Wende. Leider kam kein kurbelbarere Rückenwindbart mehr vor der Wende, sodass ich 400m unter der Basis bei ca 30km/h Wind wenden musste. Das wurde mir auf dem Endabflugschenkel dann echt zum Verhängnis, weil ich dann mit 160° Kursabweichung in die Sonne fliegen musste, um nicht abzusaufen. Bei 30km/h Wind genügt eigentlich schon ein 0,5m Bart vor der Wende, um einen 2m-Bart nach der Wende zu kompensieren... Aber nachher ist man immer schlauer und die Situation war einfach nicht so transparent, wie sie nachher am PC aussieht.
Mit zwei echt schwachen Bärten zwischen Erzgebirge und Fichtelgebirge hab ich dann einen sicheren Endanflug begonnen - viel zu sicher eigentlich, weil am Fichtelgebirge nochmal eine Aufreihung stand, die mir über 100m geschenkt hat. Gegen den Wind wollte ich aber nichts mehr anbrennen lassen und bin an den Hängen des Fichtelgebirges entlang in den Zielkreis gegangen. Am Funk wurde ich dann mit dem Worten: "EP, sie sind der Erste, alle Bahnen sind frei" begrüßt. So konnte ich das Wasser in Ruhe während einer Platzrunde rauslassen, was bei 260l schon ein paar Minuten dauert, und direkt vorm Hänger ausrollen.
Ergebnis war dann Tagesplatz 3, was mich echt gewundert hat, da ich extrem defensiv geflogen bin. Im Endeffekt war es gut für den ersten Tag, weil man hier einfach nur eine gute Basis schaffen muss. Zum taktieren sind dann die letzten Tage da...
Samstag: 2. Wertungstag
Da ich flächiges Fliegen liebe, hab ich mich richtig über die Aufgabe des zweiten Tages gefreut. Heiko hat uns einmal eng um Nürnberg geschickt. Eng deshalb, weil wir Warmluftadvektion von SW hatten und der Bayerwald zu tief angesagt war, was uns Heiko mit den Dickschiffen nicht zumuten wollte.
Die Flugtaktik war klar: Ich kenn mich auf der gesamten Aufgabenstrecke gut aus, sodass ich wieder alleine abgeflogen bin - und zwar nach rationalen Wetter- und Zeitaspekten.
Ich war um 13:15 einer der späteren Abflieger und hatte nicht damit gerechnet, jemanden von hinten aufzurollen. Da wurde ich dann an der zweiten Wende schnell eines besseren belehrt, denn hier war der Großteil des Felds im Flarm und live zu sehen. Das machte die Sache dann erstmal entspannt, weil mit der Pulkerei durch den späten Abflug erstmal nichts mehr schief gehen konnte. Mein Plan war dann, kurz vorm Endanflug aus dem Pulk auszubrechen, um einen guten Bart früher zu bekommen. Alleine konnte ich viel besser steigen als im Pulk mit >10 Flugzeugen, weshalb das die beste Taktik zu sein schien, um nochmal 1-2 Minuten rauszuholen. Kurz vor Feuchtwangen fing ich dann mit den ersten Ausbruchsüberlegungen an und ließ mich erstmal etwas zurückfallen, um zu beobachten, was der Rest so treibt. Der Wind war schwach aus Süd, weshalb die Wende in Feuchtwangen tief genommen werden sollte. An die Regel haben sich dann alle gehalten außer ich, da ich in einem guten Bart kurz vor der Wende nochmal einen Kreis gemacht habe. Rechnerisch natürlich total blöd, taktisch aber gut, weil ich dadurch einen Höhenvorteil hatte und ohne Kursabweichung in denjenigen Bart fliegen konnte, den der Pulk 2km vor mir mit etwas suchen gefunden hat. So konnte ich mich dann oben drauf setzen und beobachtete noch kurz, was die Herde machte. Kurz vor der Wende Schlüsselfeld flog ein großer Pulk etwas nach links, was in meinen Augen nicht sehr klug war, da die in die Abschirmung reingeflogen sind. Ich hab dann die Chance gesehen, durch eine gute Entscheidung den entscheidenden Vorteil für den Endanflug rauzufliegen. So konnte ich direkt an der TMZ von Nürnberg zwei Bärte ziehen, in die Wende gehen und Richtung Bamberger Wald heizen.
Hier stand dann der entscheidend gute Bart und der Endanflug war perfekt.
Mit einer EB29 und der Nimeta bin in dann in den Zielkreis - es hat für den Tagessieg gereicht.
Man könnte mir jetzt ankreiden, ich hätte nur durch den Pulk gewonnen und nur von den anderen profitiert -
das lässt mich aber relativ kalt, denn irgendwas muss man mit dem schlechteren Flugzeug besser machen als die anderen. Hätte ich jede Pulkentscheidung genauso mitgetragen, hätten mich die neueren Flieger im Endanflug stehen gelassen. Komplett ausbrechen und alles alleine machen war keine Option, weil ich durch meinen "guten" Abflugzeitpunkt zu viel zu verlieren gehabt hätte. So wars eben ein taktischer Tagessieg.
Sonntag: 3. Wertungstag
Die Warmluft, die sich am Vortag schon bemerkbar gemacht hat, war am dritten Tag voll präsent. Die Warmfront war schon so weit fortgeschritten, dass Cirren die Einstrahlung ziemlich vermindert haben. Die Situation war also klar: Später Beginn und kurzes Fenster - jedoch mit der Chance auf Labilisierung am frühen Abend.
Beim Briefing sah ich dann am Taskzettel, dass die Abflughöhe auf FL95 gesetzt war, und hielt das erst für einen Scherz. Ich hab dann im Briefing nachgefragt, ob wir noch eine Abflughöhe bekommen würden und wurde mit der Aussage abgespeist, dass man ja sehen würde, wer in der Blauthermik am höchsten kommen würde. Ich hab's dann natürlich akzeptiert, gleichwohl aber nicht gutgeheißen, denn es sprechen einfach zwei ganz gewichtige Punkte dagegen:
1. Glück: Welle, besserer Bart -> Beim Segelfliegwettbewerb spielt Glück eh schon eine zu große Rolle - ich finde das muss man beim Abflug nicht auch noch verstärken. Da bin ich ein bisschen beim Grand-Prix Gedanken: Der gleiche Abflug bringt erstmal gleiche Startbedingungen...
2. Sicherheit: Ich hatte während des Lesens des Aufgabenzettels sofort die Rede von Bruno Gantenbrink im Kopf, wo er ganz klar sagte, dass die Waschtrommel vorm Abflug ein absolut unnötiges Risiko darstellt.
Und wie war's dann im Flug? Eine Stunde lang Kreisen in schwacher Blauthermik in 1900-2500m NN.
>50 Flugzeuge in einer Höhe - Standardklasse gemischt mit offener Klasse. Ein andauernder Kampf darum, wer noch ein bisschen höher kommen konnte, wer noch enger rumgeht, ....
Und als es dann losging, waren 3 Flugzeuge 300m höher als alle anderen - wie sich nachher rausstellte durch eine Welle.
Das soll jetzt nicht sauklug klingen sondern ist einfach ein Plädoyer dafür, das in Zukunft -auf egal welchem Wettbewerb - zu lassen und ein faires / sicheres Abflugverfahren vorzuschreiben.
Abflug war dann in 2500NN für mich.
In die erste Wende bin ich geglitten und den ersten Bart hab ich in der Mitte des zweiten Schenkels gezogen. Das Feld war hier schon recht verstreut und ich hab ich nicht auf die anderen geschaut weil klar war, dass man sich bei einer 260km-Aufgabe in einer labilisierenden Luftmasse mit >2500m Basis in der Wertung oben rauskatapultieren kann, wenn man eine einzige bessere Entscheidung trifft als die anderen. Auf dem Weg ins Erzgebirge traf ich dann Alexander in der AM und Bruno in der YY und wir gaben den Fliegern richtig schön die Sporen. Nach der Wende versuchte ich mich von den beiden abzusetzen und flog etwas richtung Erzgebirge, wo mit 35° Kursabweichung eine Wolke stand - die dann leider kaum ging. Die Endanflugwolke stand dann genau überm Flugplatz Hof, wo ich leider etwas tiefer unter Bruno und der IF (Wolfgang) einsteigen musste, die scheinbar den direkteren Weg gewählt haben.
In FL93 (300m unter der Basis) bin ich los und hab konstant 170 km/h angelegt, was für die verbleibenden 70km von der MC-Berechnung genau hätte klappen müssen, um mit 0 über den Zielkreis zu kommen. An dem Konjunktiv kann man wohl erkennen: Es hat nicht geklappt. Ich hab schon vor Kronach das Gas rausgenommen und bin so derart rausgefallen, dass ich schon am Heimkommen zweifeln musste. Da war so großflächiges Luftmassensinken überall, das ich einfach nichts machen konnte, außer auf einen Bart hoffen, der mir nochmal 200m gibt. Auf den 70km hat man dann auch gesehen, dass die 22 einen Tick besser geht, die Nimeta aber wirklich deutlich besser ist. Die beiden sind heimgeglitten (gleiche Linie!!), ich hab 20km vor Bayreuth zum Glück nochmal in einem 1,5er zwei Kreise machen können.
Am Ende war's dann Tagesplatz 5 (128,71km/h) mit einer Minute Rückstand auf den Tagessieger Bruno. 9 Punkte weniger als der Tagessieger sind echt zu verschmerzen, da fang ich jetzt auch nicht mit hätte-hätte-Fahrradkette an :-) Bruno ist einfach ein unglaublicher souveräner Pilot, der wär mir auch im gleichen Flieger davongeflogen - da bin ich mir sicher.
Dann gab's nochmal drei Tage Wetterpause mit Sauna, Bowling, Stadttour, ....
Hat wirklich Spaß gemacht! Seine Freunde wieder zu treffen ist auch einfach eine schöne Facette des Wettbewerbsfliegens.
Donnerstag: 4. Wettbewerbstag - das Finale.
Nach den drei Tagen war ich echt wieder heiß auf's Fliegen. Das Wetter war gut angesagt. Vor dem Start hab ich nochmal ins Toptask geschaut und da war die höchste Basis und das beste Steigen auf der Strecke um Nürnberg zwischen 13 und 18 Uhr eingezeichnet - eigentlich ohne Störungen.
Demenstprechend plante ich einen Abflug um 13:30 und kalkulierte 4h für die 500km ein. Der Plan war perfekt: Endanflugbart um 17:15 kurbeln ist Ende Mai bei der Wetterprognose eigentlich eine sichere Bank und selbst wenn man eine halbe Stunde länger braucht ist das Wetter noch gut genug für einen starken letzten Bart.
Ich glaube es hatten beinahe alle die gleichen Gedanken, außer einer....
Ich flog dann 10min nach Plan um 13:40 ab, weil der Pulk ewig gewartet hat und ich mit meinem geringen Vorsprung in der Gesamtwertung nicht das Opfer spielen wollte, das dann von der Meute aufgegabelt wird.
Es war klar, dass hier jede Minute ein Risiko darstellen würde, doch ich war mir relativ sicher rumzukommen und dachte, es wäre vernünftiger, nicht dumm vorauszufliegen.
Ich entschied mich dann dazu, etwa zeitgleich mit Oliver Binder und Werner Meuser abzufliegen, weil ich wusste, dass die fliegen können und wir das locker zu dritt rumreissen könnten.
Es gesellte sich dann noch ein vierter Kollege in einer 25 dazu, der relativ konsequent mitflog - und zwar konsequent in der Hinsicht, dass er konsequent keine eigene Entscheidung traf. Ich fand das aber nicht schlimm weil mir schnell klar war, dass es nicht lang dauern würde, bis er weg ist:
Er hatte keine Mückenputzer dran :D
Den Bayerwald runter bis zur Wende in Arnbruck war ich oft tief und traf keine Linien. Das war echt eine Spaßbremse in der Luftmasse. Werner und Oliver sind mir dann davon und ich hab mich dann mental von allem außenrum abgekapselt weil es klar war, dass ich erst wieder gut flieg, wenn ich erstens mal wieder ganz hoch kurbeln kann und zweitens meinen eigenen Stiefel fliege - ohne Rücksicht auf die anderen.
Am Chamer Becken konnte ich endlich das tiefe Niveau verlassen und hab einen Bart konsequent bis ganz oben genommen (und dann entspannt - gepinkelt - gegessen). Mit neuer Frische bin ich dann über die Bayerwaldhänge in die Wende gegangen, um kurz danach wieder relativ tief in einen guten Bart einzusteigen.
Und siehe da - TL und OR waren wieder hinter mir. Es zahlt sich einfach aus, wenn man sich von solchen Kurzzeit-Enttäuschungen mental abschotten kann.
Die 200km Richtung Westen waren eigentlich gut, aber insgesamt wieder echt aufreibend, weil es kaum Linien gab und die Strecken zwischen den guten Bärten echt lang waren. Die Optik war super aber die Luft hatte überhaupt keine Dynamik, das war einfach richtig stumpf durch die warme Luft, die man allmählich im Westen reinkommen sah.
Auf halbem Weg ist dann auch die 25 unten rausgepurzelt, weil sie einfach nicht mehr in der Lage war, aus besagtem Grund mit mir mitzusteigen. Die Wende Fechtwangen nahm ich um 16:45 Lokal und es waren noch 170km zu fliegen. Eigentlich nicht mehr im Zeitplan aber kein Grund zur Sorge, da ich mit einem Ankommen um kurz nach 18 Uhr rechnete. Je weiter man dann den Steigerwald hoch flog, desto grauiger war die Thermik. Es wurde beinahe blau und das Steigen ging zurück auf einen zerrissenen Meter, was mit 850kg echt keinen Spaß macht. Nach einem langen Gleitstück traf ich an den Weinbergen der Steigerwaldkante östlich von Kitzingen wieder auf einen Pulk, war hier aber leider der tiefste.
Hier begann dann etwas, das ich nicht für möglich gehalten hätte: Es wurde gemauert! In der offenen Klasse!!! Selbst die höchsten im Bart trauten sich nicht, langsam mal weiter zu gleiten unter die nächsten Fetzen. Ich bin dann als tiefster weitergeflogen, zog einen besseren Bart - und die Maurer kamen von hinten wieder rein. ich war echt ein bisschen fassungslos, weil das Verhalten einfach nur dumm war, die Zeit spielte ja gegen die Leute, die da 3-400m über mir knapp unter der Basis hingen. Das wurde aber dann noch absurder....
Erstmal sind wir alle in die Wende gegangen, allen voran Peter in der VB und Andreas in der PF (die einzigen, die nicht gemauert haben...). Die Wende Ebrach war im 20km Umkreis blau und absolut tot. Wir haben dann die Wasserhähne aufgemacht (ich erstmal die Außentanks), weil klar war, dass er gleich brenzlig werden würde.
Nach der Wende waren wir dann alle in einem 0,5er Blauthermikbart - ich wieder der tiefste. Jetzt wurde es noch absurder: Wieder waren besagte Maurer oben drin, stiegen kaum (hab ich im Butterfly beobachtet) und trafen keine Entscheidung. Es bildeten sich auf Kurs in wenigen km Entfernung zwei Flusen, die ich aus deren Position ohne zögern angeflogen wäre. Man muss nicht alles verstehen :-D.
Als ich dann unten garnicht mehr stieg, musste ich handeln, da das Gelände erstens unlandbar war und zweitens keine Chance auf ein Wegkommen aus 500m AGL bestand. Südlich von mir stand eine schön entwickelte Wolke, die mich ins abfallende Gelände führte und ziemlich sicher Steigen bieten konnte. Wieder als tiefster traf ich die Entscheidung, mit 110° Kursabweichung zur Wolke zu fliegen. Das tut weh, aber als Gesamtführender will man eigentlich nurnoch rumkommen - da ist die Kursabweichung das geringste Übel.
Die Wolke ging dann für ca 300m, dann war's wieder unter 0,5. Mein Ziel war es jetzt, irgendwie den Einstieg in die fränkische Schweiz zu schaffen, weshalb ich das Wasser auf dem Weg zum nächsten Bart ganz rausgeschmissen hab und mich langsam auf die Kante zuarbeitete. Wie erwartet, gings dann dort wieder besser, sodass ich mit einem 1,7er südlich Bamberg wieder hochkurbeln und langsam an den Endanflug denken konnte. Leider hat's dann von dort nicht ganz gereicht, um um's Eck in Kulmbach dann mit 0 in den Zielkreis zu kommen. Die markante SW-Kante bei Kulmbach hat um 19 Uhr dann den rettenden Meter geliefert und es ging endlich ins Ziel. Was ein anstrengender Flug!!
Tagesplatz 10 und dennoch zufrieden, denn über die Hälfte hat es nicht um die Aufgabe geschafft. Bruno hat mit einem frühen Abflug geglänzt und dadurch verdient den Gesamtsieg gemacht.
Ich hab insgesamt den zweiten Platz geholt, Alexander den dritten. Dadurch, dass Bruno kein Bayer ist, hab ich dann noch die Urkunde des bayerischen Meisters in der offenen Klasse bekommen.
Am Ende will ich mich bei den Bayreuthern bedanken und will den Verein trotz vieler Schwierigkeiten in der Vorbereitung und Bürokratie dazu ermutigen, sich für die Deutsche zu bewerben und / oder zumindest die Qualis weiterhin noch lange auszurichten. Mir hat's richtig gut gefallen, weil die Leitung insgesamt einen super Spagat geschafft hat zwischen perfekter Orga und gleichzeitig lockerem Flair (ohne dabei den Zeigefinger hochzuhalten). Zudem war der sportliche Teil fair und anspruchsvoll - eben genau so, wie es auf einer hochkarätigen Meisterschaft sein soll. Heiko und sein Team haben immer super Aufgaben ins Wetter gezaubert. Auch mal "aus dem Wetter raus" oder "um's EDR rum", aber ich finde, dass genau das dem Wettbewerb die Würze gibt, die er braucht!
Am Dienstagabend (17.05.) bin ich angereist und konnte direkt das Zelt bei meinen Freunden aufbauen. Die Bayreuther Camping-Infrastruktur ist echt gut, sodass wir keine Platzprobleme bekommen haben.
Am Mittwoch war dann die technische Abnahme (Wägung...) und Training. Da ich das Flugzeug perfekt haben wollte, bin ich nicht geflogen, sondern hab nochmal alles poliert, sauber abgeklebt und das Cockpit ordentlich hergerichtet. Auf der Wage gab's dann keine Überraschungen, sodass die Wägung am Zuggeschirr gleich mit Maximalmasse gepasst hat.
In der Schlange vor der Wage - die 850kg sieht man den Flügeln schon an... |
Es hat sich dann abgezeichnet, dass der Donnerstag erstmal schlecht werden sollte. Ich war mit Tobi, Simon und Gilli in der Therme und wir haben im Whirlpool und in der Sauna relaxt, sodass wir vom Mistwetter eigentlich nichts mitbekommen haben. Der Tag hat viel Entspannung für die kommenden drei Wertungstage gebracht!
Freitag: 1.Wertungstag
Task für den ersten Tag: Bad Liebenstein, Bad Königshofen, Talsperre Eibenstock und zurück. |
Die Abflugentscheidung des ersten Tags resultierte aus einem sich immer mehr verdichtenden Himmel. Ich flog etwa im Mittelfeld ab und krabbelte meist allein den Thüringerwald hoch. Ich musste echt aufpassen, da die abgeschatteten Bereiche nicht wirklich gut gingen. Der Rettungsanker wäre immer der SW-Wind gewesen, der genau auf der Kante am Thüringer stand, wodurch man sich bei einem Absaufer wieder hätte hochachtern können. Dazu kam es dann nicht, denn kurz vor der ersten Wende im Nordwesten wurde es wieder etwas heller und die Thermik war wieder zuverlässiger. Hier traf ich dann auf Bruno in der Nimeta, der - wie sich nachher herausstellte - 10 Minuten nach mir abflog. Ich hab während des Wettbewerbs auch festgestellt, warum er mich hier einholen konnte, obwohl ich wirklich nicht inkonsequent flog: Bruno steigt bei dem Krabbelwetter einfach unglaublich mit seiner Nimeta und gleitet unter 170 sagenhaft gut!
Ab da waren wir dann auf dem kurzen zweiten Schenkel zusammen, wobei ich immer vorausflog, um das Tempo vorgeben zu können (immer über 170, damit der Nimbus nicht rausfällt beim Vorflug). Kurz vor der Wende Bad Königshofen traf ich noch auf einzelne andere OK-Flieger, die aber in einer entscheidenden Situation anders agierten als ich. Westlich der Wende stand eine schöne Wolke, die gutes Steigen versprach. Ich flog da aber nicht hin, sondern zuerst die Wende und flog dann so lange mit Rückenwind den dritten Schenkel, bis ich wieder einen 1,5er Bart kurbeln konnte.
Erster Bart nach der 2. Wende. Der Windvektor hat genau zum Schenkel gepasst. |
Dadurch hatte ich eine gute Ausgangsposition, die Thüringerquerung hinzubekommen. Die war dann recht problemlos, weil ich die Hotspots bei Titschendorf kenne und früher besseres Steigen annehmen konnte als meine Verfolger. In die Talsperre führte dann eine Wolkenstraße, die an der Abschirmung über dem Erzgebirge entlang führte. Ich musste zwar mit 45° Kursabweichung ausholen, aber das war sicher die schnellste Route in die Wende. Leider kam kein kurbelbarere Rückenwindbart mehr vor der Wende, sodass ich 400m unter der Basis bei ca 30km/h Wind wenden musste. Das wurde mir auf dem Endabflugschenkel dann echt zum Verhängnis, weil ich dann mit 160° Kursabweichung in die Sonne fliegen musste, um nicht abzusaufen. Bei 30km/h Wind genügt eigentlich schon ein 0,5m Bart vor der Wende, um einen 2m-Bart nach der Wende zu kompensieren... Aber nachher ist man immer schlauer und die Situation war einfach nicht so transparent, wie sie nachher am PC aussieht.
Mit zwei echt schwachen Bärten zwischen Erzgebirge und Fichtelgebirge hab ich dann einen sicheren Endanflug begonnen - viel zu sicher eigentlich, weil am Fichtelgebirge nochmal eine Aufreihung stand, die mir über 100m geschenkt hat. Gegen den Wind wollte ich aber nichts mehr anbrennen lassen und bin an den Hängen des Fichtelgebirges entlang in den Zielkreis gegangen. Am Funk wurde ich dann mit dem Worten: "EP, sie sind der Erste, alle Bahnen sind frei" begrüßt. So konnte ich das Wasser in Ruhe während einer Platzrunde rauslassen, was bei 260l schon ein paar Minuten dauert, und direkt vorm Hänger ausrollen.
Ergebnis war dann Tagesplatz 3, was mich echt gewundert hat, da ich extrem defensiv geflogen bin. Im Endeffekt war es gut für den ersten Tag, weil man hier einfach nur eine gute Basis schaffen muss. Zum taktieren sind dann die letzten Tage da...
Samstag: 2. Wertungstag
2. Tag: Einmal im Uhrzeigersinn eng um Nürnberg rum. |
Da ich flächiges Fliegen liebe, hab ich mich richtig über die Aufgabe des zweiten Tages gefreut. Heiko hat uns einmal eng um Nürnberg geschickt. Eng deshalb, weil wir Warmluftadvektion von SW hatten und der Bayerwald zu tief angesagt war, was uns Heiko mit den Dickschiffen nicht zumuten wollte.
Das Grid. Die Offene durfte zum Glück immer auf Asphalt raus. |
Die Flugtaktik war klar: Ich kenn mich auf der gesamten Aufgabenstrecke gut aus, sodass ich wieder alleine abgeflogen bin - und zwar nach rationalen Wetter- und Zeitaspekten.
Ich war um 13:15 einer der späteren Abflieger und hatte nicht damit gerechnet, jemanden von hinten aufzurollen. Da wurde ich dann an der zweiten Wende schnell eines besseren belehrt, denn hier war der Großteil des Felds im Flarm und live zu sehen. Das machte die Sache dann erstmal entspannt, weil mit der Pulkerei durch den späten Abflug erstmal nichts mehr schief gehen konnte. Mein Plan war dann, kurz vorm Endanflug aus dem Pulk auszubrechen, um einen guten Bart früher zu bekommen. Alleine konnte ich viel besser steigen als im Pulk mit >10 Flugzeugen, weshalb das die beste Taktik zu sein schien, um nochmal 1-2 Minuten rauszuholen. Kurz vor Feuchtwangen fing ich dann mit den ersten Ausbruchsüberlegungen an und ließ mich erstmal etwas zurückfallen, um zu beobachten, was der Rest so treibt. Der Wind war schwach aus Süd, weshalb die Wende in Feuchtwangen tief genommen werden sollte. An die Regel haben sich dann alle gehalten außer ich, da ich in einem guten Bart kurz vor der Wende nochmal einen Kreis gemacht habe. Rechnerisch natürlich total blöd, taktisch aber gut, weil ich dadurch einen Höhenvorteil hatte und ohne Kursabweichung in denjenigen Bart fliegen konnte, den der Pulk 2km vor mir mit etwas suchen gefunden hat. So konnte ich mich dann oben drauf setzen und beobachtete noch kurz, was die Herde machte. Kurz vor der Wende Schlüsselfeld flog ein großer Pulk etwas nach links, was in meinen Augen nicht sehr klug war, da die in die Abschirmung reingeflogen sind. Ich hab dann die Chance gesehen, durch eine gute Entscheidung den entscheidenden Vorteil für den Endanflug rauzufliegen. So konnte ich direkt an der TMZ von Nürnberg zwei Bärte ziehen, in die Wende gehen und Richtung Bamberger Wald heizen.
Hier stand dann der entscheidend gute Bart und der Endanflug war perfekt.
Bamberger Wald: Hier wars wieder gut, sich in der Region auszukennen. Das ist einfach ein Hotspot, auf den man sich verlassen kann. |
Mit einer EB29 und der Nimeta bin in dann in den Zielkreis - es hat für den Tagessieg gereicht.
Man könnte mir jetzt ankreiden, ich hätte nur durch den Pulk gewonnen und nur von den anderen profitiert -
das lässt mich aber relativ kalt, denn irgendwas muss man mit dem schlechteren Flugzeug besser machen als die anderen. Hätte ich jede Pulkentscheidung genauso mitgetragen, hätten mich die neueren Flieger im Endanflug stehen gelassen. Komplett ausbrechen und alles alleine machen war keine Option, weil ich durch meinen "guten" Abflugzeitpunkt zu viel zu verlieren gehabt hätte. So wars eben ein taktischer Tagessieg.
Sonntag: 3. Wertungstag
3. Tag: Erbendorf, Eibenstock Talsperre, Kronach und zurück. |
Die Warmluft, die sich am Vortag schon bemerkbar gemacht hat, war am dritten Tag voll präsent. Die Warmfront war schon so weit fortgeschritten, dass Cirren die Einstrahlung ziemlich vermindert haben. Die Situation war also klar: Später Beginn und kurzes Fenster - jedoch mit der Chance auf Labilisierung am frühen Abend.
Beim Briefing sah ich dann am Taskzettel, dass die Abflughöhe auf FL95 gesetzt war, und hielt das erst für einen Scherz. Ich hab dann im Briefing nachgefragt, ob wir noch eine Abflughöhe bekommen würden und wurde mit der Aussage abgespeist, dass man ja sehen würde, wer in der Blauthermik am höchsten kommen würde. Ich hab's dann natürlich akzeptiert, gleichwohl aber nicht gutgeheißen, denn es sprechen einfach zwei ganz gewichtige Punkte dagegen:
1. Glück: Welle, besserer Bart -> Beim Segelfliegwettbewerb spielt Glück eh schon eine zu große Rolle - ich finde das muss man beim Abflug nicht auch noch verstärken. Da bin ich ein bisschen beim Grand-Prix Gedanken: Der gleiche Abflug bringt erstmal gleiche Startbedingungen...
2. Sicherheit: Ich hatte während des Lesens des Aufgabenzettels sofort die Rede von Bruno Gantenbrink im Kopf, wo er ganz klar sagte, dass die Waschtrommel vorm Abflug ein absolut unnötiges Risiko darstellt.
Und wie war's dann im Flug? Eine Stunde lang Kreisen in schwacher Blauthermik in 1900-2500m NN.
>50 Flugzeuge in einer Höhe - Standardklasse gemischt mit offener Klasse. Ein andauernder Kampf darum, wer noch ein bisschen höher kommen konnte, wer noch enger rumgeht, ....
Und als es dann losging, waren 3 Flugzeuge 300m höher als alle anderen - wie sich nachher rausstellte durch eine Welle.
Das soll jetzt nicht sauklug klingen sondern ist einfach ein Plädoyer dafür, das in Zukunft -auf egal welchem Wettbewerb - zu lassen und ein faires / sicheres Abflugverfahren vorzuschreiben.
Ein Teil der Waschtrommel vorm Abflug. Teils über 50 Flugzeuge in einem sehr schmalen Höhenband im Bart. |
Abflug war dann in 2500NN für mich.
In die erste Wende bin ich geglitten und den ersten Bart hab ich in der Mitte des zweiten Schenkels gezogen. Das Feld war hier schon recht verstreut und ich hab ich nicht auf die anderen geschaut weil klar war, dass man sich bei einer 260km-Aufgabe in einer labilisierenden Luftmasse mit >2500m Basis in der Wertung oben rauskatapultieren kann, wenn man eine einzige bessere Entscheidung trifft als die anderen. Auf dem Weg ins Erzgebirge traf ich dann Alexander in der AM und Bruno in der YY und wir gaben den Fliegern richtig schön die Sporen. Nach der Wende versuchte ich mich von den beiden abzusetzen und flog etwas richtung Erzgebirge, wo mit 35° Kursabweichung eine Wolke stand - die dann leider kaum ging. Die Endanflugwolke stand dann genau überm Flugplatz Hof, wo ich leider etwas tiefer unter Bruno und der IF (Wolfgang) einsteigen musste, die scheinbar den direkteren Weg gewählt haben.
In FL93 (300m unter der Basis) bin ich los und hab konstant 170 km/h angelegt, was für die verbleibenden 70km von der MC-Berechnung genau hätte klappen müssen, um mit 0 über den Zielkreis zu kommen. An dem Konjunktiv kann man wohl erkennen: Es hat nicht geklappt. Ich hab schon vor Kronach das Gas rausgenommen und bin so derart rausgefallen, dass ich schon am Heimkommen zweifeln musste. Da war so großflächiges Luftmassensinken überall, das ich einfach nichts machen konnte, außer auf einen Bart hoffen, der mir nochmal 200m gibt. Auf den 70km hat man dann auch gesehen, dass die 22 einen Tick besser geht, die Nimeta aber wirklich deutlich besser ist. Die beiden sind heimgeglitten (gleiche Linie!!), ich hab 20km vor Bayreuth zum Glück nochmal in einem 1,5er zwei Kreise machen können.
Endanflugbart (schwarz) und Strafpunkte-Retter (rot). |
Am Ende war's dann Tagesplatz 5 (128,71km/h) mit einer Minute Rückstand auf den Tagessieger Bruno. 9 Punkte weniger als der Tagessieger sind echt zu verschmerzen, da fang ich jetzt auch nicht mit hätte-hätte-Fahrradkette an :-) Bruno ist einfach ein unglaublicher souveräner Pilot, der wär mir auch im gleichen Flieger davongeflogen - da bin ich mir sicher.
Dann gab's nochmal drei Tage Wetterpause mit Sauna, Bowling, Stadttour, ....
Hat wirklich Spaß gemacht! Seine Freunde wieder zu treffen ist auch einfach eine schöne Facette des Wettbewerbsfliegens.
Donnerstag: 4. Wettbewerbstag - das Finale.
4. Tag: Nochmal um Nürnberg, diesmal etwas größer. |
Nach den drei Tagen war ich echt wieder heiß auf's Fliegen. Das Wetter war gut angesagt. Vor dem Start hab ich nochmal ins Toptask geschaut und da war die höchste Basis und das beste Steigen auf der Strecke um Nürnberg zwischen 13 und 18 Uhr eingezeichnet - eigentlich ohne Störungen.
Demenstprechend plante ich einen Abflug um 13:30 und kalkulierte 4h für die 500km ein. Der Plan war perfekt: Endanflugbart um 17:15 kurbeln ist Ende Mai bei der Wetterprognose eigentlich eine sichere Bank und selbst wenn man eine halbe Stunde länger braucht ist das Wetter noch gut genug für einen starken letzten Bart.
Zlin mit Einziehfahrwerk - seltene Schleppmaschine bei uns. |
Ich glaube es hatten beinahe alle die gleichen Gedanken, außer einer....
Ich flog dann 10min nach Plan um 13:40 ab, weil der Pulk ewig gewartet hat und ich mit meinem geringen Vorsprung in der Gesamtwertung nicht das Opfer spielen wollte, das dann von der Meute aufgegabelt wird.
Es war klar, dass hier jede Minute ein Risiko darstellen würde, doch ich war mir relativ sicher rumzukommen und dachte, es wäre vernünftiger, nicht dumm vorauszufliegen.
Ich entschied mich dann dazu, etwa zeitgleich mit Oliver Binder und Werner Meuser abzufliegen, weil ich wusste, dass die fliegen können und wir das locker zu dritt rumreissen könnten.
Es gesellte sich dann noch ein vierter Kollege in einer 25 dazu, der relativ konsequent mitflog - und zwar konsequent in der Hinsicht, dass er konsequent keine eigene Entscheidung traf. Ich fand das aber nicht schlimm weil mir schnell klar war, dass es nicht lang dauern würde, bis er weg ist:
Er hatte keine Mückenputzer dran :D
Den Bayerwald runter bis zur Wende in Arnbruck war ich oft tief und traf keine Linien. Das war echt eine Spaßbremse in der Luftmasse. Werner und Oliver sind mir dann davon und ich hab mich dann mental von allem außenrum abgekapselt weil es klar war, dass ich erst wieder gut flieg, wenn ich erstens mal wieder ganz hoch kurbeln kann und zweitens meinen eigenen Stiefel fliege - ohne Rücksicht auf die anderen.
Am Chamer Becken konnte ich endlich das tiefe Niveau verlassen und hab einen Bart konsequent bis ganz oben genommen (und dann entspannt - gepinkelt - gegessen). Mit neuer Frische bin ich dann über die Bayerwaldhänge in die Wende gegangen, um kurz danach wieder relativ tief in einen guten Bart einzusteigen.
Und siehe da - TL und OR waren wieder hinter mir. Es zahlt sich einfach aus, wenn man sich von solchen Kurzzeit-Enttäuschungen mental abschotten kann.
Die 200km Richtung Westen waren eigentlich gut, aber insgesamt wieder echt aufreibend, weil es kaum Linien gab und die Strecken zwischen den guten Bärten echt lang waren. Die Optik war super aber die Luft hatte überhaupt keine Dynamik, das war einfach richtig stumpf durch die warme Luft, die man allmählich im Westen reinkommen sah.
Auf halbem Weg ist dann auch die 25 unten rausgepurzelt, weil sie einfach nicht mehr in der Lage war, aus besagtem Grund mit mir mitzusteigen. Die Wende Fechtwangen nahm ich um 16:45 Lokal und es waren noch 170km zu fliegen. Eigentlich nicht mehr im Zeitplan aber kein Grund zur Sorge, da ich mit einem Ankommen um kurz nach 18 Uhr rechnete. Je weiter man dann den Steigerwald hoch flog, desto grauiger war die Thermik. Es wurde beinahe blau und das Steigen ging zurück auf einen zerrissenen Meter, was mit 850kg echt keinen Spaß macht. Nach einem langen Gleitstück traf ich an den Weinbergen der Steigerwaldkante östlich von Kitzingen wieder auf einen Pulk, war hier aber leider der tiefste.
Hier begann dann etwas, das ich nicht für möglich gehalten hätte: Es wurde gemauert! In der offenen Klasse!!! Selbst die höchsten im Bart trauten sich nicht, langsam mal weiter zu gleiten unter die nächsten Fetzen. Ich bin dann als tiefster weitergeflogen, zog einen besseren Bart - und die Maurer kamen von hinten wieder rein. ich war echt ein bisschen fassungslos, weil das Verhalten einfach nur dumm war, die Zeit spielte ja gegen die Leute, die da 3-400m über mir knapp unter der Basis hingen. Das wurde aber dann noch absurder....
Erstmal sind wir alle in die Wende gegangen, allen voran Peter in der VB und Andreas in der PF (die einzigen, die nicht gemauert haben...). Die Wende Ebrach war im 20km Umkreis blau und absolut tot. Wir haben dann die Wasserhähne aufgemacht (ich erstmal die Außentanks), weil klar war, dass er gleich brenzlig werden würde.
Nach der Wende waren wir dann alle in einem 0,5er Blauthermikbart - ich wieder der tiefste. Jetzt wurde es noch absurder: Wieder waren besagte Maurer oben drin, stiegen kaum (hab ich im Butterfly beobachtet) und trafen keine Entscheidung. Es bildeten sich auf Kurs in wenigen km Entfernung zwei Flusen, die ich aus deren Position ohne zögern angeflogen wäre. Man muss nicht alles verstehen :-D.
Als ich dann unten garnicht mehr stieg, musste ich handeln, da das Gelände erstens unlandbar war und zweitens keine Chance auf ein Wegkommen aus 500m AGL bestand. Südlich von mir stand eine schön entwickelte Wolke, die mich ins abfallende Gelände führte und ziemlich sicher Steigen bieten konnte. Wieder als tiefster traf ich die Entscheidung, mit 110° Kursabweichung zur Wolke zu fliegen. Das tut weh, aber als Gesamtführender will man eigentlich nurnoch rumkommen - da ist die Kursabweichung das geringste Übel.
Die Wolke ging dann für ca 300m, dann war's wieder unter 0,5. Mein Ziel war es jetzt, irgendwie den Einstieg in die fränkische Schweiz zu schaffen, weshalb ich das Wasser auf dem Weg zum nächsten Bart ganz rausgeschmissen hab und mich langsam auf die Kante zuarbeitete. Wie erwartet, gings dann dort wieder besser, sodass ich mit einem 1,7er südlich Bamberg wieder hochkurbeln und langsam an den Endanflug denken konnte. Leider hat's dann von dort nicht ganz gereicht, um um's Eck in Kulmbach dann mit 0 in den Zielkreis zu kommen. Die markante SW-Kante bei Kulmbach hat um 19 Uhr dann den rettenden Meter geliefert und es ging endlich ins Ziel. Was ein anstrengender Flug!!
Tagesplatz 10 und dennoch zufrieden, denn über die Hälfte hat es nicht um die Aufgabe geschafft. Bruno hat mit einem frühen Abflug geglänzt und dadurch verdient den Gesamtsieg gemacht.
Ich hab insgesamt den zweiten Platz geholt, Alexander den dritten. Dadurch, dass Bruno kein Bayer ist, hab ich dann noch die Urkunde des bayerischen Meisters in der offenen Klasse bekommen.
Am Ende will ich mich bei den Bayreuthern bedanken und will den Verein trotz vieler Schwierigkeiten in der Vorbereitung und Bürokratie dazu ermutigen, sich für die Deutsche zu bewerben und / oder zumindest die Qualis weiterhin noch lange auszurichten. Mir hat's richtig gut gefallen, weil die Leitung insgesamt einen super Spagat geschafft hat zwischen perfekter Orga und gleichzeitig lockerem Flair (ohne dabei den Zeigefinger hochzuhalten). Zudem war der sportliche Teil fair und anspruchsvoll - eben genau so, wie es auf einer hochkarätigen Meisterschaft sein soll. Heiko und sein Team haben immer super Aufgaben ins Wetter gezaubert. Auch mal "aus dem Wetter raus" oder "um's EDR rum", aber ich finde, dass genau das dem Wettbewerb die Würze gibt, die er braucht!
Montag, 16. Mai 2016
Feuerstein, Frankreich, Bayreuth
Im poste hier einfach mal ein paar Frankreich-Bilder. Schreiben werd ich dazu im Winter was, wenn wieder mehr Zeit dafür ist. Ich kann schonmal vorweg nehmen: Es war unglaublich - in allen Facetten!
Wir konnten über 70h fliegen in 10 Tagen, und dabei vor allem Unmengen an Wind-Erfahrung sammeln. Dafür ist Serres einfach die perfekte Ausgangslage. Aber wie gesagt: Stay tuned!
Das Bayern-Training am Feuerstein lässt sich auch nur in Superlativen umschreiben. Es ist U-N-G-L-A-U-B-L-I-C-H was wir da jedes Jahr draus machen können - dank unserer Trainer. Ich fühle mich echt fit für Bayreuth jetzt. Grade die Kleinigkeiten, die wir beim schlechteren Wetter besprochen und diskutiert haben, haben das diesjährige TL ganz besonders gemacht (abgesehen von den epischen Traiingsflügen). Diskussionen und Berechnungen über Wenderadien, die AAT-Restschnitt Diskussion, die Querwind-Theorien usw. - der Hammer!
Damit gewinnt man zwar noch keinen Wettbewerb, aber im Kopf fühl ich mich schonmal fit für Bayreuth, wo ich morgen hinfahren werde. Auf der EP bin ich nach vielen Flugstunden auch fit, es kann also nurnoch schief gehen!
Ich kann's nicht versprechen, aber vllt kommt während des Wettbewerbs auch mal was hier...
Wir konnten über 70h fliegen in 10 Tagen, und dabei vor allem Unmengen an Wind-Erfahrung sammeln. Dafür ist Serres einfach die perfekte Ausgangslage. Aber wie gesagt: Stay tuned!
Das Bayern-Training am Feuerstein lässt sich auch nur in Superlativen umschreiben. Es ist U-N-G-L-A-U-B-L-I-C-H was wir da jedes Jahr draus machen können - dank unserer Trainer. Ich fühle mich echt fit für Bayreuth jetzt. Grade die Kleinigkeiten, die wir beim schlechteren Wetter besprochen und diskutiert haben, haben das diesjährige TL ganz besonders gemacht (abgesehen von den epischen Traiingsflügen). Diskussionen und Berechnungen über Wenderadien, die AAT-Restschnitt Diskussion, die Querwind-Theorien usw. - der Hammer!
Damit gewinnt man zwar noch keinen Wettbewerb, aber im Kopf fühl ich mich schonmal fit für Bayreuth, wo ich morgen hinfahren werde. Auf der EP bin ich nach vielen Flugstunden auch fit, es kann also nurnoch schief gehen!
Ich kann's nicht versprechen, aber vllt kommt während des Wettbewerbs auch mal was hier...
Samstag, 5. März 2016
Es steht viel an im Jahr 2016
Bitterwasser ist noch garnicht so lange her - und ich bin schon wieder richtig heiß!
Danke für die viele Zusprüche bezüglich meines Artikel. Das motiviert, hier doch ab und an was zu schreiben!
2016 wird nochmal ein sehr intensives Jahr, da ich mir die Zeit nehmen konnte!
Ende Mai ist meine erste OK-Quali mit der EP, da freue ich mich schon richtig drauf und erwarte ein spannendes Race in einem super Teilnehmerfeld.
Im Juni und Juli will ich nochmal schauen, was im Cirrus steckt und hoffentlich ein paar schöne Flüge machen, wir sind auch schon an der Planung eines Wandersegelfluges.
Ende Juli fliege ich dann noch eine Clubklassequali in Rotenburg/Wümme - endlich mal wieder ein neues Fluggebiet. Von "Race" kann man in der Clubklasse ja nicht unbedingt sprechen, es wird aber bestimmt ein spannender Wettkampf wo sich zeigen wird, wer mit individueller Klasse einen guten Wettbewerb fliegen kann.
Am ersten August geht's direkt von Rotenburg ins Paradies nach Südfrankreich, wo ich bis zum Saisonende noch viel Nimbus fliegen will.
Wie immer im Winter stehen jetzt kurz vor Saisonbeginn noch ein paar Pflichttermine an:
Am Donnerstag wollen wir bei Schempp-Hirth die Jahresnachprüfung der EP machen,
am Freitag müssen wir uns als Verein bei der Sportlerehrung der Stadt Donauwörth sehen lassen,
und von Samstag bis Sonntag ist die Saisonvorbereitung des Bayernkaders im BLSV Sportcamp in Regen.
Dann könnte das Wetter auf Thermik umstellen...!
Danke für die viele Zusprüche bezüglich meines Artikel. Das motiviert, hier doch ab und an was zu schreiben!
2016 wird nochmal ein sehr intensives Jahr, da ich mir die Zeit nehmen konnte!
Ende Mai ist meine erste OK-Quali mit der EP, da freue ich mich schon richtig drauf und erwarte ein spannendes Race in einem super Teilnehmerfeld.
Im Juni und Juli will ich nochmal schauen, was im Cirrus steckt und hoffentlich ein paar schöne Flüge machen, wir sind auch schon an der Planung eines Wandersegelfluges.
Ende Juli fliege ich dann noch eine Clubklassequali in Rotenburg/Wümme - endlich mal wieder ein neues Fluggebiet. Von "Race" kann man in der Clubklasse ja nicht unbedingt sprechen, es wird aber bestimmt ein spannender Wettkampf wo sich zeigen wird, wer mit individueller Klasse einen guten Wettbewerb fliegen kann.
Am ersten August geht's direkt von Rotenburg ins Paradies nach Südfrankreich, wo ich bis zum Saisonende noch viel Nimbus fliegen will.
Wie immer im Winter stehen jetzt kurz vor Saisonbeginn noch ein paar Pflichttermine an:
Am Donnerstag wollen wir bei Schempp-Hirth die Jahresnachprüfung der EP machen,
am Freitag müssen wir uns als Verein bei der Sportlerehrung der Stadt Donauwörth sehen lassen,
und von Samstag bis Sonntag ist die Saisonvorbereitung des Bayernkaders im BLSV Sportcamp in Regen.
Dann könnte das Wetter auf Thermik umstellen...!
Bald ist''s wieder so weit! |
Sonntag, 10. Januar 2016
Bitterwasser - Bericht über das Abenteuer der Superlative.
Nun bin ich schon 2 1/2 Wochen wieder in Deutschland und es wird Zeit einen Bericht über meinen Bitterwasseraufenthalt im Dezember 2015 zu schreiben.
Am 09.12. gegen 16:30 traf ich mich nach der rund dreistündigen ICE-Fahrt mit Luc Stalman am Frankfurter Flughafen, um das Gepäck einzuchecken. Luc ist Miteigentümer des Ventus, den ich mir mit Ihm in Bitterwasser teilen durfte. Über den Flug will ich garnicht viele Worte verlieren, denn es gibt schöneres als 10 Stunden lang krankhaft die Augen zuzuhalten, ohne dass mein einschlafen kann. Die Air-Namibia macht einem den Flug allerdings recht angenehm - erstaunlicherweise ist der Service auf einem Niveau, wie man ihn auch von europäischen Linien kennt.
Kaum waren wir in Windhuk angekommen, war sämtliche Anstrengung des Fluges verflogen und wir konnten uns entspannt 5 Stunden auf der Aussichtsterrasse ausruhen, bis Wilfried uns vom Flughafen abholte und Bene + Fabi dort ablieferte.
Das Abenteuer ging dann los, als wir in den Toyota Hilux einstiegen und uns in auf den etwa zweistündigen Weg Richtung Bitterwasser machten. Die erste Stunde ist man noch auf Asphalt unterwegs, doch dann gehts auf Schotterpisten durch die Kalahari, die erstaunlicherweise sehr bewachsen und grün ist. Unser Mietwagen hatte die besondere Eigenschaft, ab 85km/h einen penetranten Pfeifton abzugeben, der zwar einerseits vor Schleudertouren auf den unbefestigten Wegen schützen soll, andererseits aber auch echt nerven kann wenn man schnell ankommen will.
Wilfried hat sich, mit seinem in Bitterwasser allseits bekannten Thermometer bewaffnet, auf Thermiksuche begeben und jeden Bart auf der Fahrt genau erspürt :-)
Man kann sich auf der Fahrt kaum vorstellen, dass da irgendwo ein Flugplatz mit Wasser, Strom und Internet sein soll. Eines besseren wurde ich dann belehrt, als wir auf der Farm ankamen. Was mich hier erwartete ist nicht in Worte zu fassen. Man kann sich keinen besseren Empfang und Service vorstellen als auf der Bitterwasser-Lodge. Das wurde mir an der Rezeption dann schnell klar: Gerson, der Rezeptionsmitarbeiter, kannte sowohl meinen Namen ohne dass ich mich vorstellen musste, als auch meine Rondavellnummer. Hier wird einem wirklich jeder Wunsch von den Lippen abgelesen.
Ohne die Koffer auszupacken konnten wir direkt Mittagessen, entspannen und einfach nur die Seele baumeln lassen. Als dann das fliegerische Individualbriefing von Fabi Siebenwurst fertig war, dachte ich schon ans Koffer auspacken - weit gefehlt! Eckhard, der Farmmanager, stand mit seinem Geländewagen da, und lud uns zu einem Gamedrive über die Farm ein. Wir fuhren über die Dünen, vorbei an den Wasserstellen für die Tiere und hielten immer wieder, um die Tiere zu beobachten oder um uns die Erläuterungen von Eckhard anzuhören, der hier wirklich mit Leib und Seele alles im Blick und unter Kontrolle hat - es muss ein wahrer Glücksfall für Bitterwasser sein, wenn man einen solchen Farmer für das Farmland gefunden hat.
Mit einem Sundowner wurde dann der Gamedrive mit Snacks und Getränken bei netten Gesprächen beendet.
Nun ging es an's Fliegen. Der skizierte Tagesablauf wiederholte sich für mich an allen neun Flugtagen:
07:15 aufstehen und frisch machen
07:30 Flugzeuge fertig machen, entweder Ventus oder ASH25EB28
08:15 Frühstück
08:45 Briefing
ab 09:00 den Startzeitpunkt abwarten und so viel Zeit wie möglich im Schatten verbringen
8-9:30h Fliegen
Landung zwischen Sunset und Sunset + 15min
20:30 Abendessen, manchmal wegen später Landung und duschen erst 21:00
Geselliger Abend bis 23:00, manchmal auch länger
Schlafen
---->wieder von vorn
Man kommt schnell in diesen Rhythmus, der zwar sehr durchgetaktet ist, den aber jeder für sich selbst gestalten kann wie er will. Ich habe mich jeden Tag so oder so ähnlich daran gehalten, da man dadurch die 8h Schlafenszeit gut hinbekommt, ohne in der Früh Stress zu haben oder abends die netten Gespräche zu verpassen. Die Erholungsphasen sind hier unglaublich wichtig, da man an vielen aufeinanderfolgenden Tagen fliegen kann und ohne ausreichend Erholung Gefahr läuft, in Konditionsschwierigkeiten zu geraten.
Das Briefing konzentriert sich hauptsächlich auf die Analyse der Topmeteo-Karten und die Ergänzung durch die Temp-Analyse. Beides zusammen brachte in meiner Anwesenheitszeit eine Treffergenauigkeit von ernstgemeinten 100%, was die Flugwegplanung zum Vergnügen machte.
Im Bezug auf das Briefing will ich Fabi besonders hervorheben, er scheint für diesen Job geboren zu sein, was die Präsentationsweise und Prägnanz betrifft - es hat Spaß gemacht zuzuhören!
Nach dem Briefing hilft einem dann einer der Runwayboys beim Flugzeug-ziehen und starten. Der Komfort ist unbeschreiblich und man muss trotz >30°C vor dem Start nicht schwitzen, was für den Flug schonmal viel Wert ist.
Die Startrichtung wird vom Wind bestimmt - es stehten 360 Richtungen zur Verfügung. Durch die im schlimmsten Fall recht langen Wege zum Startpunkt fährt man mit allem, was für den Flug gebraucht wird, an den Start und wartet dort auf das Einsetzen der Thermik. Wilfrieds Thermometer ist hier ein nicht ganz unwichtiges Werkzeug, da man den Startzeitpunkt damit ganz gut bestimmen kann. In aller Regel wartet man bis zum Erreichen der Auslösetemperatur für die 1000m AGL und legt dann los. Das kann manchmal um 10 Uhr local sein, manchmal auch erst um 12 Uhr. Anders als in Deutschland kann man nicht von einer Regelhaftigkeit des Wettergeschehens sprechen (z.B. Kaltfront -> Folgetag wird gut), sondern muss jeden Tag neu bewerten, wie sich das Wetter entwickelt.
Am ersten Tag flog ich mit Wilfried als Pilot in der ASH25EB28. Es gab direkt nach dem Start Wolken, die direkt breit liefen und zum ausregnen neigten. Der Weg an Helmeringhausen vorbei war kein großes Problem, denn wir folgten einfach den Wolken und kurbelten halbwegs zuverlässige 2-3m Bärte. Ganz im Süden wurde es blau und wir kamen in einen Wetteraum, der nichts mehr mit dem Wetter vorher zu tun hatte, denn die Bärte waren kaum zu finden und so derart turbulent und eng, dass man Probleme hatte, das Flugzeug vernünftig unter Kontrolle zu halten. Wilfried ließ mich hier fliegen und es kam anfangs zu leichten Verstimmungen im Flugzeug, weil Wilfried (und ich auch :D) glaubte, dass ich nicht vernünftig fliegen kann. Ich bekam die Bärte einfach nicht rund und flog ständig wieder raus. Die EB ist hier wirklich kein Flugzeug für unrundes und kleinräumiges Wetter. Ich habe ja schon einiges an Nimbus- und ASH25-Flugstunden - die EB ist dagegen wirklich ein LKW. Als Wilfried dann selbst am Steuer war, waren die Zweifel an meiner Eignung als Pilot (teilweise :D) verflogen, denn es war tatsächlich einfach nur schwierig.
Auf dem Weg nach Norden sahen wir dann, dass das Wetter immer mehr dicht machte und die Wolken immer mehr Wasser ausspuckten, was uns dann zwischen Maltahöhe und Mariental ins Überlegen brachte, ob man in diesen mäßigen Bedingungen überhaupt sinnvoll ohne viel Sonneneinstrahlung weiterfliegen kann. Wir orientierten uns dann Richtung BIWA und mussten unter einer sehr breiten 8/8 Wolkenwurst hindurchfliegen, um die Pfanne zu erreichen. Unter dieser Wolkenwurst bildeten sich dann plötzlich halbhohe Wolkenfetzen, die stark rotierten. Es war klar, dass sich hier gerade eine Konvergenz bilden würde, und so änderten wir unseren Flugweg wieder etwas Richtung Norden, um vorsichtig zu erspüren, ob die Konvergenz uns ohne Risiko weitertragen würde.
Das Steigen wurde immer stärker und wir hatten keine Probleme, bis in die Gegend von Rehoboth vorzufliegen, wo die Strukturen allmählich wieder verschwanden. Am Rückweg passierte nun unweigerlich das, was passieren musste: Die Stellen, die anfangs super trugen, fingen an auszuregnen. So befanden wir uns in einem Schauerslalom und fielen etwas unten raus, was den Anschluss etwas schwierig machte. Irgendwann sahen wir keinen Sinn mehr im Südkurs und flogen die letzten Thermikwolken in der Sonne an, die noch östlich BIWA standen. Hier konnten wir ein kleines Jojo anhängen und beendeten den Tag mit nicht ganz 1000km. Die Bedingungen waren teils wirklich schwierig und so waren wir alle baff, als Bostjan und Klaus am Abend ihre 1300km nach Hause flogen. Bostjan sagte beim Briefing am nächsten morgen, dass sie das Glück hatten, immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und so nie in ernste Probleme kamen.
Der Schlüssel zu ihrem Superflug war sicherlich, dass sie abends in der abbauenden Konvergenz ganz oben dran blieben und gemächlich ihre Kilometer geradeaus mitnehmen konnten, während wir im turbulenten Bereich 1500m unter den Wolken um's Höhehalten im Nieselregen kämpfen mussten.
Bostjan ist noch dazu ein begnadeter Pilot, was sicherlich jeder bestätigen kann, der mal mit ihm im gleichen Wetterraum "um die Wette" geflogen ist.
Der erste Ventusflug war schon was besonderes, da ich gespannt war, wie das Flugzeug fliegt, von dem immer alle so schwärmen. Der Tag war blau, nur im Nordosten an der Botswanagrenze waren Wolken vorhergesagt.
Der Start mit Maximalgewicht (wie jeden Tag hier) im Ventus klappte einwandfrei und sobald der Motor stand war mir klar, warum von dem Gerät so geschwärmt wird... unglaublich ausgewogenes, wendiges und spritziges Flugzeug. Bis km 200 im Nordosten hinter Gobabis war es blau, dann gab es Wolken die halbwegs zuverlässig gingen und auf dem Südschenkel wurde es dann wieder blau. Bei Aminius wurde ich dann auch direkt mal von einem relativ starken Downburst überrascht, der mich einige Sekunden mit über -8/ms integriert von 1300 auf 600m AGL beförderte. Das Sage-Vario stand einige Sekunden auf +2m/s, aber leider nicht wegen des Steigens, sondern weil sich der Zeiger fast 360° gedreht hatte. Mir wurde dann relativ schnell klar, warum man hier trotz der guten Thermik sehr vorsichtig fliegen muss, denn in Namibia ist einfach alles um Faktor 3 extremer als in Deutschland. Ich wendete dann schnell wieder Richtung Norden und und flog bis 3h vor Sunset Nordkurs bis km 285 auf Bitterwasser. Bis km 200 standen noch Wolken, doch dann war wieder Blauthermik angesagt. Die Entscheidung zur recht späten Wende (für deutsche Verhältnisse) mit Ausblick auf einen langen Blauthermikweg traf ich, weil man hier trotz eventuell schwacher Bärte in der Höhe relativ flott vorankommt, sodass ich einen 90er Schnitt im Blauen als worst-case-Szenario ausrechnete, was auch locker gepasst hat, denn ich hatte kein worst-case-Steigen ;-)
1h vor Sunset über der Kalahari mit fehlender Endanflughöhe ist dann am Anfang gewöhnungsbedürftig, doch dank der vielen Pfannen kann man relativ gefahrlos den Motor starten wenn's mal knapp werden sollte. Zudem hatte ich immer einen Spot-Satellitentracker, was warmes zum anziehen und ausreichend Reserve-Trinkwasser eine LED-Taschenlampe und einen USB-Akku zum Handyladen dabei, um im Notfall auch mal einen Tag draußen verbringen zu können. Auf die Technik verlassen kann man sich hier jedenfalls nicht, da gerade die Motoren und die zugehörige Mechanik + Elektronik unter diesen Extrembedinungen nicht wirklich zuverlässig sind.
Kurz nach Sunset war ich dann wieder am Boden und hatte 832km mit einem 113er Schnitt erflogen, womit ich für den ersten Tag ganz zufrieden war. Insgesamt sind sehr wenige an diesem Tag geflogen, denn die meisten Leute fliegen hier nur wenn's richtig ballert. Das hat sich auch an den folgenden Tagen nicht geändert.
Der Tag war eher schlecht vorhergesagt, diesmal ganz ohne Wolken und mit spätem Beginn. Wilfried war noch immer leicht angeschlagen von einer Erkältung und hatte keine besondere Motivation, doch ich war extrem Fluggeil und konnte ihn überzeugen, doch zu fliegen. Mir wurde die Ehre zuteil, dass ich vorne sitzen durfte und Wilfried hinten als Motivator mitflog. Wir starteten kurz nach dem Mittagessen und flogen eine Task mit Wenden kurz vor der Aminiuspfanne und Mariental. Am Abend haben wir dann noch etwas verlängert und genossen die super Aussicht auf die Dünen im schrägen Sonnenlicht. Mit der EB wurde ich durch den Flug richtig warm. Der Start mit dem 850kg Bomber bei 35°C ging mir relativ leicht von der Hand, auch wenn man gefühlte 2,5km rollt bis die Flügel das Flugzeug vom Boden heben.
Landung natürlich wieder zu Sunset - wir stiegen mit einem freudigen Gesicht und zufriedenen Gefühl aus, denn wir hatten echt Spaß zusammen.
Da wieder Blauthermik angesagt war, habe ich mir eine Task als Orientierung gebastelt:
Mamuno am SWA-Knie, Aranos-Pan, Schlip.
Da die Thermikqualität und Basishöhe noch viel schlechter angesagt war, als die vorherigen Tage, kalkulierte ich nur einen 105er Schnitt, was genau 790km mit 10min Reserve vor Sunset bedeutete.
Am ersten Schenkel kam ich schon das eine oder andere mal ins schwitzen, da man in teils schwachen Bärten die volle Höhe von oft nur 1200m AGL mitnehmen musste, um knapp zur nächsten sicheren Außenlandemöglichkeit zu kommen. Von den Vortagen habe ich mir einige Airstrips von Farms gemerkt, auf denen der Ventus genug Platz haben sollte, denn im Nordosten gibt es kaum oder garkeine Pfannen mehr. Die Außenlandemöglichkeiten waren dann auch als Auffangstationen echt nötig für einen niedrigen Puls, denn ich musste schon das eine oder andere mal verhältnismäßig tief runter, bis wieder ein Bart kam. Aus "deutscher Perspektive" sehen 5-600m AGL erstmal recht entspannt aus, doch hier sind einfach überall nur Bäume, Sand und Zäune und man kann nur auf Pfannen, Straßen und einigen wenigen Airstrips landen. Die Pfannen sind hier bei Blauthermik auch zuverlässige Auslöser. Wenn man den Flug mit dem Satbild hinterlegt sieht man, dass außerordentlich viele Bärte auf dem zweiten und dritten Schenkel von Pfannen ausgelöst werden. Deshalb waren diese Schenkel auch verhältnismäßig locker, denn die Pfannen um Aminius und Aranos sind riesig und von allen Seiten belandbar. Abends wurde die Thermik dann echt schwach und ich flog vorsichtshalber etwas näher an Bitterwasser heran, um bei Zusammenbruch der Thermik vor Sunset noch nach BIWA reinzukommen. Die letzte Wende Schlip war dann echt schwer zu knacken, da hier das Gelände hinter der Kalkrand-Pan wirklich nicht mehr belandbar ist und die Bärte unter 1m/s gingen. Ich versuchte bei km 20 auf die Wende nochmal ein paar Meter zu holen, doch trotz Wasserablassens konnte ich nichtmehr genug Höhe machen, um sicher in die Wende UND nach Bitterwasser zurück zu kommen. Die Zeit lief mir noch dazu davon, denn ich hatte noch 75km nach Hause, 33 min bis Sonnenuntergang und -350m auf dem Endanflugrechner. Folgerichtig brach ich 8,5km vor der Wende ab und suchte auf dem Heimweg nochmal Thermik, um die fehlende Höhe reinzuholen. Mit dem wohl letzten Bart des Tages konnte ich in 1m/s auf +250m Sicherheit kurbeln und vorsichtig losgleiten. Normalerweise ist das hier zu wenig Sicherheit, doch bei km 10 auf Bitterwasser liegt noch eine große Pfanne, die ich sicher erreichen konnte. So kam ich dann mit 200m plus an dieser Pfanne an und tastete mich langsam über die Dünen weiter. Mit jedem Meter war ich mir sicherer dass es reicht und bei 1/3 der Wegstrecke zwischen den Pfannen war es klar, dass es eine sichere Sache wird, weswegen ich nichtmehr umdrehen musste. In 180m flog ich über die Palmenallee und ging in den Gegenanflug. Ein wieder mal herrlicher Tag ging im Sonnenuntergang zuende, wenngleich es der schwierigste Flugag des Aufenthalts war.
Trotz der Tatsache, dass es für die 1000 nicht ganz gereicht hat waren wir super happy, dass wir 6 Minuten nach Sunset mit 981km und vielen Erlebnissen im Gepäck sicher landen konnten.
Fast 1000km ohne ein einziges Wölkchen - das ist Namibia!
Der Beginn war zäh wie Kaugummi. Ich war mal wieder allein unterwegs weil fast allen anderen das Wetter zu schlecht war. So war es auch schwierig, am Anfang die Bärte zu finden, weil ich nicht einen einzigen Bart angezeigt bekam. Ab 14 Uhr local wurde es dann zunehmend besser und irgendwann auch richtig schön hoch, wodurch man trotz fehlender Wolken sehr schnell vorfliegen konnte. Abends brach dann die Thermik viel schneller zusammen wie an den vorherigen Tagen. Ich wollte eigentlich noch die 900km vollmachen, doch daraus wurde nichts, weil ich bereits eine Stunde vor Sunset in 300m AGL über einem Airstrip in 300m rumturnen musste. Es kam einfach nichts mehr über 0,5m/s, teils habe ich einfach einen Nullschieber gekurbelt. Da man in diesen Höhen hier keinen Aktionsspielraum zum weiterfliegen hat, bin ich irgendwann von dem Airstrip zu einer kleinen Pfanne vorgeflogen, wo eine sichere Landung möglich schien. Es war bereits 15min vor Sunset und ich hatte zeitlich gesehen keine Möglichkeit mehr, nach anderen schwachen Bärten zu suchen, weshalb ich den Motor zum heimratteln ausgefahren habe. Ein vierminütiger Lift hat dann gereicht, dass ich sicher nach BIWA zurück kam und so konnte ich wieder genau zu Sunset auf der Pfanne aufsetzen. Spannender Tag!
Eigentlich wollte ich an dem Tag mein Tausenderdiplom fliegen, weil der Antrag von meinem 1000er FAI mit der EP vom DAEC nicht anerkannt wurde. Es wurden bei genanntem Flug zwar alle Wendepunkte erreicht, der vom Sportzeugen kontrolliert ins Flugzeug eingebaute Logger war aber noch mit den persönlichen Daten meines Std.-Cirrus gefüttert - Pech gehabt! Bürokratie ist leider auch auf diesem Niveau echt krank...
Als ich nun die ganzen Unterlagen ausgefüllt hatte, war ich schon echt spät dran und noch dazu habe ich während des Startens die Lust verloren, einen kleinen Schenkel in der Früh zu vergeuden, nur um dann das Diplom zu haben - mir am Abend dann aber der Schenkel für die große Strecke fehlt.
So habe ich dann alles verworfen und bin folglich nach Nordosten losgeflogen.
Es gab an der Pfanne zwei Wolken, doch dann wurde es erstmal wieder blau. Eine Stunde nach dem Start ging dann aber alles ganz schnell und es bildete sich eine Wolke nach der anderen, die sich teils auch richtig schön aufgereiht haben. Die ersten 300km konnte ich somit mit einem 127er Schnitt fliegen, was für den ersten Schenkel hier wirklich sehr flott ist. Die Wende setzte ich dann ins etwas schlechtere Wetter außerhalb der Glider-Area, da ich aus meinen vergangenen 1000er-Flügen gelernt habe, dass die großen Strecken nicht nur durch schnelle Schnitte im besten Wetterraum geflogen werden, sondern auch (und hauptsächlich) durch einen vorausschauenden Umgang mit den zur Verfügung stehenden Schenkeln. So kommt es also, dass man bei einem 127er Anfangsschnitt zwangsläufig einen sehr langen Schenkel fliegen muss, um sich am Abend noch spielen zu können.
Für den Ausflug in den schlechteren Wetterraum wurde ich nach der Wende dann direkt bestraft (wenngleich ich es wieder so machen würde), da die nächsten passablen Wolken ca. 40km weit weg standen. Ich musste sehr tief abgleiten und hatte auch ein mords Sinken, sodass ich in ca. 700m AGL einen etwas höheren Blutdruck bekam, da auch unter der schönsten Wolke einfach nichts ging. Ich nahm dann das Gas raus und versuchte so zu handeln, wie ich das in solchen Situationen sonst auch immer mache: Kurz besinnen, ruhig bleiben, rationale Entscheidung treffen.
So überlegte ich, wo die Ablösestelle der Riesenwolke sein könnte, machte einen kleinen Schlenker gegen den Wind auf eine kahle, dunkle Stelle am Boden zu und das Vario ging an den oberen Anschlag - hat also mal wieder funktioniert!
Auf dem weiteren Weg Richtung Bitterwasser zurück sah man dann schon den Regen, der aus einer Überentwicklung herausfiel. Ich versuchte, den Schenkel wieder so lang wie möglich zu machen und konnte bis etwa auf km 60 an die Pfanne heranfliegen, bis die ersten Regentropfen auf die Haube prasselten. Beunruhigt war ich hier nicht, denn meist regnen die Gewitter aus und abends kann man dann irgendwie nach Hause kommen. Nach der Wende Richtung Süden war es unter den breitgelaufenen Wolken nicht ganz einfach, zuverlässig Steigen zu finden, und so musste ich einige male etwas tiefer runter und auch mal 2,5m/s kurbeln, um im sicheren Bereich zu bleiben. Für einen Weiterflug Richtung MATA-MATA, wie ich es eigentlich geplant hatte, war leider zu viel Regen im Spiel und ich musste an einer ausgeprägten Schauerlinie umdrehen. Es bildeten sich an diesen Schauern entlang allerdings super Wolkenreihungen Richtung Nordosten, wo ich richtig gut vorankommen konnte. Die Wende im Norden setzte ich dann bei km 250 mit einer Restzeit von 2:20h bis Sunset. Man hätte noch weiter fliegen können, doch ich war mir nicht sicher ob man die Bitterwasserpfanne erreichen konnte, denn im Funk war von großen Gewittern in Bitterwasser die Rede. Meine Kalkulation war nun so aufgebaut, dass ich noch ausreichend Restzeit habe, um im Notfall mit Motorkraft und Maximalgeschwindigkeit noch vor Sunset in Mariental landen zu können. Von Kiripotib hörte man, dass dort auch ein heftiges Gewitter toben würde, weshalb das als Alternative ausfallen musste.
Im Endeffekt ist man hier oft vor solche Situationen gestellt und muss pokern, denn keiner weiß, wie sich die Gewitter entwickeln. Ich habe immer so geplant, dass man einen Alternativflugplatz, von dem man weiß, dass er halbwegs sicher nicht im Gewitter steht, noch vor Sunset erreichen kann. Natürlich ist es möglich, dass es dort auch regnet, doch damit minimiert man die Wahrscheinlichkeit einer Außenlandung auf ein erträgliches Minimum. Nur auf einen Platz zu setzen ist hier eher fahrlässig und geht mit Glück gut - sicher aber nicht auf die Dauer.
Je näher man dem Platz kam, desto klarer war es, wovon die Leute im Funk sprachen.
Ich konnte eine Lücke zwischen zwei großen Schauern finden und sah, dass die Pfanne trocken war, was auch durch Wilfrieds Aussage im Funk gestützt wurde.
Mit 1260km und einer knappen halben Stunde Restzeit, aber nassen Flügeln und wenig Höhe war ich dann in Bitterwasserreichweite, habe aber noch ca 400m für die 1300km gebraucht. Ein schwacher Bart im Regen und gute Linien haben mich dann so weit getragen, dass ich mit der Wende genau mit 1300km am Platz ankommen konnte.
Die verbleibenden 10min bis Sunset haben dann zusammen mit einer sehr guten Linie dazu geführt, dass ich noch 15km über den Platz rausgleiten und 1320km erreichen konnte. 8 Minuten nach Sonnenuntergang konnte ich erschöpft aber glücklich und etwas durchgefroren auf der 09 aufsetzen.
Mit diesem 1180km-Flug konnten wir Wilfrieds 200en 1000er vollmachen. Eine kleine Konvergenz hat uns abends noch viele schnelle Kilometer und Eindrücke geschenkt. Ich lasse hier mal die Bilder sprechen.
Simon konnte endlich auch den Ventus fliegen und so sind wir zusammen los, was auch echt Spaß gemacht hat.
Es sollte eigentlich Wolken geben, doch das waren dann keine CU sondern irgendwelche Feuchtefelder, die das Modell wohl als CU mit Steigen interpretiert hat. Die ersten Stunden waren dann irgendwie nicht einfach, da man oft unter Abschirmung war und lange gleiten musste, bis wieder Steigen in der Sonne kam. Simon und ich haben uns dann irgendwann verloren, weil es nicht leicht war in dem inhomogenen Wetter zusammen zu bleiben. In Botswana ging mir dann ganzschön der Stift, weil ich dort mal sehr tief war und eine Außenlandung hier etwas ist, was man im Endeffekt auf jeden Fall vermeiden muss, weil fast nur eine Helikopterbergung möglich ist. Ich habe dann gewendet und flog Richtung Westen, musste hier allerdings wieder durch das Feuchtefeld. Querab BIWA war ich dann auf einmal in einem ganz anderen Wetterraum, wo man gnadenlos unter 4/8 CU bolzen konnte.
Vor Maltahöhe setzte ich dann eine Wende Richtung Rehoboth. In Richtung Gamsberg hat es zunehmend geschauert und als ich im Norden war, war auch Rehoboth schon dicht. Es gab eine kleine Lücke in Richtung Golschau, wo man noch halbwegs trocken verlängern konnte. Als dann nicht weit vor mir zwei Blitze runtergingen, hab ich vorsichtshalber gewendet und bin eine ähnliche Linie weiter im Osten über Mariental geflogen, wo neben den Schauern noch einzelne frische CU standen. Bei km 105 musste ich an der Wettergrenze vor Schauern Richtung BIWA umdrehen, was zwar zeitlich zu früh war, am Ende aber trotzdem für knapp 1230km gereicht hat. Über der Pfanne habe ich dann noch ein bisschen die Zeit bis nach Sunset vertrödelt, um nicht in die Sonne schauen zu müssen, und setzte zur Abschlusslandung des Bitterwasser-Aufenthalts an.
Die Bilder haben wohl einen guten Eindruck von dem vermittelt, was ich in Bitterwasser erleben durfte. Was sie nicht vermitteln können ist die super Stimmung unter den Leuten, die geschlossenen Freundschaften, die interessanten Gespräche und das einmalige Ambiente auf der Lodge.
Ich will mich hiermit nochmal bei allen bedanken, die mir das möglich gemacht haben. Allen voran steht Wilfried, der mir als mein größter Förderer schon so unglaublich viel ermöglicht hat!
Neben all den Leuten, die ich in Bitterwasser kennenlernen durfte und die mir eine schöne Zeit ermöglicht haben bzw. die mit mir eine tolle Zeit hatten will ich auch meinen Verein, die SFG Donauwörth-Monheim am Stillberghof, hier erwähnen, durch den ich in der Vergangenheit überhaupt im Stande war, so viele erfolgreiche Flüge zu machen, die mir diese Preise ermöglichen. Dahinter stehen viele Leute, die zur guten Vereinskultur beitragen. Dahinter stehen aber auch die Leute, die still und heimlich die Organisationsarbeit machen, allen voran die Vorstandschaft, aber natürlich auch die ganzen Helfer, Schlepper und viele mehr, deren Engagement ich sehr schätze!
Am 09.12. gegen 16:30 traf ich mich nach der rund dreistündigen ICE-Fahrt mit Luc Stalman am Frankfurter Flughafen, um das Gepäck einzuchecken. Luc ist Miteigentümer des Ventus, den ich mir mit Ihm in Bitterwasser teilen durfte. Über den Flug will ich garnicht viele Worte verlieren, denn es gibt schöneres als 10 Stunden lang krankhaft die Augen zuzuhalten, ohne dass mein einschlafen kann. Die Air-Namibia macht einem den Flug allerdings recht angenehm - erstaunlicherweise ist der Service auf einem Niveau, wie man ihn auch von europäischen Linien kennt.
Kaum waren wir in Windhuk angekommen, war sämtliche Anstrengung des Fluges verflogen und wir konnten uns entspannt 5 Stunden auf der Aussichtsterrasse ausruhen, bis Wilfried uns vom Flughafen abholte und Bene + Fabi dort ablieferte.
Wir hatten Spaß auf der Flugplatzterrasse von Windhuk |
Das Abenteuer ging dann los, als wir in den Toyota Hilux einstiegen und uns in auf den etwa zweistündigen Weg Richtung Bitterwasser machten. Die erste Stunde ist man noch auf Asphalt unterwegs, doch dann gehts auf Schotterpisten durch die Kalahari, die erstaunlicherweise sehr bewachsen und grün ist. Unser Mietwagen hatte die besondere Eigenschaft, ab 85km/h einen penetranten Pfeifton abzugeben, der zwar einerseits vor Schleudertouren auf den unbefestigten Wegen schützen soll, andererseits aber auch echt nerven kann wenn man schnell ankommen will.
Wilfried hat sich, mit seinem in Bitterwasser allseits bekannten Thermometer bewaffnet, auf Thermiksuche begeben und jeden Bart auf der Fahrt genau erspürt :-)
Wilfried mit dem heiligen Thermometer |
Ohne die Koffer auszupacken konnten wir direkt Mittagessen, entspannen und einfach nur die Seele baumeln lassen. Als dann das fliegerische Individualbriefing von Fabi Siebenwurst fertig war, dachte ich schon ans Koffer auspacken - weit gefehlt! Eckhard, der Farmmanager, stand mit seinem Geländewagen da, und lud uns zu einem Gamedrive über die Farm ein. Wir fuhren über die Dünen, vorbei an den Wasserstellen für die Tiere und hielten immer wieder, um die Tiere zu beobachten oder um uns die Erläuterungen von Eckhard anzuhören, der hier wirklich mit Leib und Seele alles im Blick und unter Kontrolle hat - es muss ein wahrer Glücksfall für Bitterwasser sein, wenn man einen solchen Farmer für das Farmland gefunden hat.
Eckhard (links) erklärt, wie die Trinkwasserversorgung der Tiere funktioniert |
Ein wunderbarer Anreisetag geht bei Sekt und Snacks im Sonnenuntergang zu Ende. |
Nun ging es an's Fliegen. Der skizierte Tagesablauf wiederholte sich für mich an allen neun Flugtagen:
07:15 aufstehen und frisch machen
07:30 Flugzeuge fertig machen, entweder Ventus oder ASH25EB28
08:15 Frühstück
08:45 Briefing
ab 09:00 den Startzeitpunkt abwarten und so viel Zeit wie möglich im Schatten verbringen
8-9:30h Fliegen
Landung zwischen Sunset und Sunset + 15min
20:30 Abendessen, manchmal wegen später Landung und duschen erst 21:00
Geselliger Abend bis 23:00, manchmal auch länger
Schlafen
---->wieder von vorn
Man kommt schnell in diesen Rhythmus, der zwar sehr durchgetaktet ist, den aber jeder für sich selbst gestalten kann wie er will. Ich habe mich jeden Tag so oder so ähnlich daran gehalten, da man dadurch die 8h Schlafenszeit gut hinbekommt, ohne in der Früh Stress zu haben oder abends die netten Gespräche zu verpassen. Die Erholungsphasen sind hier unglaublich wichtig, da man an vielen aufeinanderfolgenden Tagen fliegen kann und ohne ausreichend Erholung Gefahr läuft, in Konditionsschwierigkeiten zu geraten.
Das Briefing konzentriert sich hauptsächlich auf die Analyse der Topmeteo-Karten und die Ergänzung durch die Temp-Analyse. Beides zusammen brachte in meiner Anwesenheitszeit eine Treffergenauigkeit von ernstgemeinten 100%, was die Flugwegplanung zum Vergnügen machte.
Im Bezug auf das Briefing will ich Fabi besonders hervorheben, er scheint für diesen Job geboren zu sein, was die Präsentationsweise und Prägnanz betrifft - es hat Spaß gemacht zuzuhören!
Nach dem Briefing hilft einem dann einer der Runwayboys beim Flugzeug-ziehen und starten. Der Komfort ist unbeschreiblich und man muss trotz >30°C vor dem Start nicht schwitzen, was für den Flug schonmal viel Wert ist.
Andris hilft uns beim vorbereiten der 2i |
Die Startrichtung wird vom Wind bestimmt - es stehten 360 Richtungen zur Verfügung. Durch die im schlimmsten Fall recht langen Wege zum Startpunkt fährt man mit allem, was für den Flug gebraucht wird, an den Start und wartet dort auf das Einsetzen der Thermik. Wilfrieds Thermometer ist hier ein nicht ganz unwichtiges Werkzeug, da man den Startzeitpunkt damit ganz gut bestimmen kann. In aller Regel wartet man bis zum Erreichen der Auslösetemperatur für die 1000m AGL und legt dann los. Das kann manchmal um 10 Uhr local sein, manchmal auch erst um 12 Uhr. Anders als in Deutschland kann man nicht von einer Regelhaftigkeit des Wettergeschehens sprechen (z.B. Kaltfront -> Folgetag wird gut), sondern muss jeden Tag neu bewerten, wie sich das Wetter entwickelt.
11.12. - mit Wilfried in der 2i
Am ersten Tag flog ich mit Wilfried als Pilot in der ASH25EB28. Es gab direkt nach dem Start Wolken, die direkt breit liefen und zum ausregnen neigten. Der Weg an Helmeringhausen vorbei war kein großes Problem, denn wir folgten einfach den Wolken und kurbelten halbwegs zuverlässige 2-3m Bärte. Ganz im Süden wurde es blau und wir kamen in einen Wetteraum, der nichts mehr mit dem Wetter vorher zu tun hatte, denn die Bärte waren kaum zu finden und so derart turbulent und eng, dass man Probleme hatte, das Flugzeug vernünftig unter Kontrolle zu halten. Wilfried ließ mich hier fliegen und es kam anfangs zu leichten Verstimmungen im Flugzeug, weil Wilfried (und ich auch :D) glaubte, dass ich nicht vernünftig fliegen kann. Ich bekam die Bärte einfach nicht rund und flog ständig wieder raus. Die EB ist hier wirklich kein Flugzeug für unrundes und kleinräumiges Wetter. Ich habe ja schon einiges an Nimbus- und ASH25-Flugstunden - die EB ist dagegen wirklich ein LKW. Als Wilfried dann selbst am Steuer war, waren die Zweifel an meiner Eignung als Pilot (teilweise :D) verflogen, denn es war tatsächlich einfach nur schwierig.
Optik um die Mittagszeit - etwas verwaschen und nicht sehr hoch... |
Das Steigen wurde immer stärker und wir hatten keine Probleme, bis in die Gegend von Rehoboth vorzufliegen, wo die Strukturen allmählich wieder verschwanden. Am Rückweg passierte nun unweigerlich das, was passieren musste: Die Stellen, die anfangs super trugen, fingen an auszuregnen. So befanden wir uns in einem Schauerslalom und fielen etwas unten raus, was den Anschluss etwas schwierig machte. Irgendwann sahen wir keinen Sinn mehr im Südkurs und flogen die letzten Thermikwolken in der Sonne an, die noch östlich BIWA standen. Hier konnten wir ein kleines Jojo anhängen und beendeten den Tag mit nicht ganz 1000km. Die Bedingungen waren teils wirklich schwierig und so waren wir alle baff, als Bostjan und Klaus am Abend ihre 1300km nach Hause flogen. Bostjan sagte beim Briefing am nächsten morgen, dass sie das Glück hatten, immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und so nie in ernste Probleme kamen.
Der Schlüssel zu ihrem Superflug war sicherlich, dass sie abends in der abbauenden Konvergenz ganz oben dran blieben und gemächlich ihre Kilometer geradeaus mitnehmen konnten, während wir im turbulenten Bereich 1500m unter den Wolken um's Höhehalten im Nieselregen kämpfen mussten.
Bostjan ist noch dazu ein begnadeter Pilot, was sicherlich jeder bestätigen kann, der mal mit ihm im gleichen Wetterraum "um die Wette" geflogen ist.
Landung auf der Hangarpiste nach einem spannenden Einweisungstag. |
12.12. - erster Ventusflug.
Der erste Ventusflug war schon was besonderes, da ich gespannt war, wie das Flugzeug fliegt, von dem immer alle so schwärmen. Der Tag war blau, nur im Nordosten an der Botswanagrenze waren Wolken vorhergesagt.
Der Start mit Maximalgewicht (wie jeden Tag hier) im Ventus klappte einwandfrei und sobald der Motor stand war mir klar, warum von dem Gerät so geschwärmt wird... unglaublich ausgewogenes, wendiges und spritziges Flugzeug. Bis km 200 im Nordosten hinter Gobabis war es blau, dann gab es Wolken die halbwegs zuverlässig gingen und auf dem Südschenkel wurde es dann wieder blau. Bei Aminius wurde ich dann auch direkt mal von einem relativ starken Downburst überrascht, der mich einige Sekunden mit über -8/ms integriert von 1300 auf 600m AGL beförderte. Das Sage-Vario stand einige Sekunden auf +2m/s, aber leider nicht wegen des Steigens, sondern weil sich der Zeiger fast 360° gedreht hatte. Mir wurde dann relativ schnell klar, warum man hier trotz der guten Thermik sehr vorsichtig fliegen muss, denn in Namibia ist einfach alles um Faktor 3 extremer als in Deutschland. Ich wendete dann schnell wieder Richtung Norden und und flog bis 3h vor Sunset Nordkurs bis km 285 auf Bitterwasser. Bis km 200 standen noch Wolken, doch dann war wieder Blauthermik angesagt. Die Entscheidung zur recht späten Wende (für deutsche Verhältnisse) mit Ausblick auf einen langen Blauthermikweg traf ich, weil man hier trotz eventuell schwacher Bärte in der Höhe relativ flott vorankommt, sodass ich einen 90er Schnitt im Blauen als worst-case-Szenario ausrechnete, was auch locker gepasst hat, denn ich hatte kein worst-case-Steigen ;-)
Endanflug in die untergehende Sonne. |
1h vor Sunset über der Kalahari mit fehlender Endanflughöhe ist dann am Anfang gewöhnungsbedürftig, doch dank der vielen Pfannen kann man relativ gefahrlos den Motor starten wenn's mal knapp werden sollte. Zudem hatte ich immer einen Spot-Satellitentracker, was warmes zum anziehen und ausreichend Reserve-Trinkwasser eine LED-Taschenlampe und einen USB-Akku zum Handyladen dabei, um im Notfall auch mal einen Tag draußen verbringen zu können. Auf die Technik verlassen kann man sich hier jedenfalls nicht, da gerade die Motoren und die zugehörige Mechanik + Elektronik unter diesen Extrembedinungen nicht wirklich zuverlässig sind.
Kurz nach Sunset war ich dann wieder am Boden und hatte 832km mit einem 113er Schnitt erflogen, womit ich für den ersten Tag ganz zufrieden war. Insgesamt sind sehr wenige an diesem Tag geflogen, denn die meisten Leute fliegen hier nur wenn's richtig ballert. Das hat sich auch an den folgenden Tagen nicht geändert.
13.12. - 2i mit Wilfried als Backseater.
Der Tag war eher schlecht vorhergesagt, diesmal ganz ohne Wolken und mit spätem Beginn. Wilfried war noch immer leicht angeschlagen von einer Erkältung und hatte keine besondere Motivation, doch ich war extrem Fluggeil und konnte ihn überzeugen, doch zu fliegen. Mir wurde die Ehre zuteil, dass ich vorne sitzen durfte und Wilfried hinten als Motivator mitflog. Wir starteten kurz nach dem Mittagessen und flogen eine Task mit Wenden kurz vor der Aminiuspfanne und Mariental. Am Abend haben wir dann noch etwas verlängert und genossen die super Aussicht auf die Dünen im schrägen Sonnenlicht. Mit der EB wurde ich durch den Flug richtig warm. Der Start mit dem 850kg Bomber bei 35°C ging mir relativ leicht von der Hand, auch wenn man gefühlte 2,5km rollt bis die Flügel das Flugzeug vom Boden heben.
Landung natürlich wieder zu Sunset - wir stiegen mit einem freudigen Gesicht und zufriedenen Gefühl aus, denn wir hatten echt Spaß zusammen.
Ein super Team! |
Ein Bild für Götter - 28m Spannweite gleiten in den Sonnenuntergang |
14.12. - anstrengender Tag im Ventus.
Da wieder Blauthermik angesagt war, habe ich mir eine Task als Orientierung gebastelt:
Mamuno am SWA-Knie, Aranos-Pan, Schlip.
Da die Thermikqualität und Basishöhe noch viel schlechter angesagt war, als die vorherigen Tage, kalkulierte ich nur einen 105er Schnitt, was genau 790km mit 10min Reserve vor Sunset bedeutete.
Am ersten Schenkel kam ich schon das eine oder andere mal ins schwitzen, da man in teils schwachen Bärten die volle Höhe von oft nur 1200m AGL mitnehmen musste, um knapp zur nächsten sicheren Außenlandemöglichkeit zu kommen. Von den Vortagen habe ich mir einige Airstrips von Farms gemerkt, auf denen der Ventus genug Platz haben sollte, denn im Nordosten gibt es kaum oder garkeine Pfannen mehr. Die Außenlandemöglichkeiten waren dann auch als Auffangstationen echt nötig für einen niedrigen Puls, denn ich musste schon das eine oder andere mal verhältnismäßig tief runter, bis wieder ein Bart kam. Aus "deutscher Perspektive" sehen 5-600m AGL erstmal recht entspannt aus, doch hier sind einfach überall nur Bäume, Sand und Zäune und man kann nur auf Pfannen, Straßen und einigen wenigen Airstrips landen. Die Pfannen sind hier bei Blauthermik auch zuverlässige Auslöser. Wenn man den Flug mit dem Satbild hinterlegt sieht man, dass außerordentlich viele Bärte auf dem zweiten und dritten Schenkel von Pfannen ausgelöst werden. Deshalb waren diese Schenkel auch verhältnismäßig locker, denn die Pfannen um Aminius und Aranos sind riesig und von allen Seiten belandbar. Abends wurde die Thermik dann echt schwach und ich flog vorsichtshalber etwas näher an Bitterwasser heran, um bei Zusammenbruch der Thermik vor Sunset noch nach BIWA reinzukommen. Die letzte Wende Schlip war dann echt schwer zu knacken, da hier das Gelände hinter der Kalkrand-Pan wirklich nicht mehr belandbar ist und die Bärte unter 1m/s gingen. Ich versuchte bei km 20 auf die Wende nochmal ein paar Meter zu holen, doch trotz Wasserablassens konnte ich nichtmehr genug Höhe machen, um sicher in die Wende UND nach Bitterwasser zurück zu kommen. Die Zeit lief mir noch dazu davon, denn ich hatte noch 75km nach Hause, 33 min bis Sonnenuntergang und -350m auf dem Endanflugrechner. Folgerichtig brach ich 8,5km vor der Wende ab und suchte auf dem Heimweg nochmal Thermik, um die fehlende Höhe reinzuholen. Mit dem wohl letzten Bart des Tages konnte ich in 1m/s auf +250m Sicherheit kurbeln und vorsichtig losgleiten. Normalerweise ist das hier zu wenig Sicherheit, doch bei km 10 auf Bitterwasser liegt noch eine große Pfanne, die ich sicher erreichen konnte. So kam ich dann mit 200m plus an dieser Pfanne an und tastete mich langsam über die Dünen weiter. Mit jedem Meter war ich mir sicherer dass es reicht und bei 1/3 der Wegstrecke zwischen den Pfannen war es klar, dass es eine sichere Sache wird, weswegen ich nichtmehr umdrehen musste. In 180m flog ich über die Palmenallee und ging in den Gegenanflug. Ein wieder mal herrlicher Tag ging im Sonnenuntergang zuende, wenngleich es der schwierigste Flugag des Aufenthalts war.
Der Sauerstoff hat an dem schwierigen Tag die Birne halbwegs klar gehalten :-) |
15.12. - Wieder Blau, wieder 2i als PIC.
Wilfried ließ mir an diesem Blauthermiktag wieder den Vortritt für den Pilotensitz, was mich riesig gefreut hat, weil ich es liebe selbst fliegen zu können. Wer Wilfried kennt weiß, dass er Kursabweichungen hasst. Wer mich kennt weiß, dass ich schon ganz gerne mal etwas aushole. So kam es, dass ich am Steuerknüppel mit Wilfrieds Philosophie flog, wozu dieser Blauthermiktag auch absolut prädestiniert war. Wir hatten wieder Maximalspaß zusammen, ansonsten will ich den Flug nicht besonders zerpflücken: Es war anfangs schwierig, auf dem zweiten Schenkel nach MATA-MATA dann immer besser und schließlich bei recht guter Höhe ganz gut, wenngleich die Bartabstände riiiiesig waren. Wir waren teils in Sichtweite zu Jürgen in der GO und Klaus in seiner KR unterwegs und hatten dann am Ende einen schier ewigen Endanflug über mehr als eine Stunde aus 4000m. Mit der ETA-Funktion in Seeyou und einem Spiel mit MC versuchte ich, die Geschwindigkeit so einzustellen, dass wir die verbleibende Höhe genau so schnell abgleiten, dass wir zu Sunset in Gegenanflughöhe über der Pfanne sind. Wir hätten potenziell genug Höhe gehabt, um die 1000km zuzumachen, es haben dann aber am Ende ca 10min gefehlt. Deshalb ging es nicht mit bestem Gleiten sondern mit 150km/h voran.
Trotz der Tatsache, dass es für die 1000 nicht ganz gereicht hat waren wir super happy, dass wir 6 Minuten nach Sunset mit 981km und vielen Erlebnissen im Gepäck sicher landen konnten.
Fast 1000km ohne ein einziges Wölkchen - das ist Namibia!
Mal wieder ein Flügelbild - mehr gibt es von diesem Tag nicht! |
16.12. - Ventus und wieder.........keine Wolken!
Der Beginn war zäh wie Kaugummi. Ich war mal wieder allein unterwegs weil fast allen anderen das Wetter zu schlecht war. So war es auch schwierig, am Anfang die Bärte zu finden, weil ich nicht einen einzigen Bart angezeigt bekam. Ab 14 Uhr local wurde es dann zunehmend besser und irgendwann auch richtig schön hoch, wodurch man trotz fehlender Wolken sehr schnell vorfliegen konnte. Abends brach dann die Thermik viel schneller zusammen wie an den vorherigen Tagen. Ich wollte eigentlich noch die 900km vollmachen, doch daraus wurde nichts, weil ich bereits eine Stunde vor Sunset in 300m AGL über einem Airstrip in 300m rumturnen musste. Es kam einfach nichts mehr über 0,5m/s, teils habe ich einfach einen Nullschieber gekurbelt. Da man in diesen Höhen hier keinen Aktionsspielraum zum weiterfliegen hat, bin ich irgendwann von dem Airstrip zu einer kleinen Pfanne vorgeflogen, wo eine sichere Landung möglich schien. Es war bereits 15min vor Sunset und ich hatte zeitlich gesehen keine Möglichkeit mehr, nach anderen schwachen Bärten zu suchen, weshalb ich den Motor zum heimratteln ausgefahren habe. Ein vierminütiger Lift hat dann gereicht, dass ich sicher nach BIWA zurück kam und so konnte ich wieder genau zu Sunset auf der Pfanne aufsetzen. Spannender Tag!
Das Bild sagt hier mehr als tausend Worte. |
18.12. Ventus - und lang ersehnte Wolken.
Eigentlich wollte ich an dem Tag mein Tausenderdiplom fliegen, weil der Antrag von meinem 1000er FAI mit der EP vom DAEC nicht anerkannt wurde. Es wurden bei genanntem Flug zwar alle Wendepunkte erreicht, der vom Sportzeugen kontrolliert ins Flugzeug eingebaute Logger war aber noch mit den persönlichen Daten meines Std.-Cirrus gefüttert - Pech gehabt! Bürokratie ist leider auch auf diesem Niveau echt krank...
Als ich nun die ganzen Unterlagen ausgefüllt hatte, war ich schon echt spät dran und noch dazu habe ich während des Startens die Lust verloren, einen kleinen Schenkel in der Früh zu vergeuden, nur um dann das Diplom zu haben - mir am Abend dann aber der Schenkel für die große Strecke fehlt.
So habe ich dann alles verworfen und bin folglich nach Nordosten losgeflogen.
Es gab an der Pfanne zwei Wolken, doch dann wurde es erstmal wieder blau. Eine Stunde nach dem Start ging dann aber alles ganz schnell und es bildete sich eine Wolke nach der anderen, die sich teils auch richtig schön aufgereiht haben. Die ersten 300km konnte ich somit mit einem 127er Schnitt fliegen, was für den ersten Schenkel hier wirklich sehr flott ist. Die Wende setzte ich dann ins etwas schlechtere Wetter außerhalb der Glider-Area, da ich aus meinen vergangenen 1000er-Flügen gelernt habe, dass die großen Strecken nicht nur durch schnelle Schnitte im besten Wetterraum geflogen werden, sondern auch (und hauptsächlich) durch einen vorausschauenden Umgang mit den zur Verfügung stehenden Schenkeln. So kommt es also, dass man bei einem 127er Anfangsschnitt zwangsläufig einen sehr langen Schenkel fliegen muss, um sich am Abend noch spielen zu können.
Für den Ausflug in den schlechteren Wetterraum wurde ich nach der Wende dann direkt bestraft (wenngleich ich es wieder so machen würde), da die nächsten passablen Wolken ca. 40km weit weg standen. Ich musste sehr tief abgleiten und hatte auch ein mords Sinken, sodass ich in ca. 700m AGL einen etwas höheren Blutdruck bekam, da auch unter der schönsten Wolke einfach nichts ging. Ich nahm dann das Gas raus und versuchte so zu handeln, wie ich das in solchen Situationen sonst auch immer mache: Kurz besinnen, ruhig bleiben, rationale Entscheidung treffen.
So überlegte ich, wo die Ablösestelle der Riesenwolke sein könnte, machte einen kleinen Schlenker gegen den Wind auf eine kahle, dunkle Stelle am Boden zu und das Vario ging an den oberen Anschlag - hat also mal wieder funktioniert!
5m/s über knapp 2000m - Tief überstanden! |
Im Endeffekt ist man hier oft vor solche Situationen gestellt und muss pokern, denn keiner weiß, wie sich die Gewitter entwickeln. Ich habe immer so geplant, dass man einen Alternativflugplatz, von dem man weiß, dass er halbwegs sicher nicht im Gewitter steht, noch vor Sunset erreichen kann. Natürlich ist es möglich, dass es dort auch regnet, doch damit minimiert man die Wahrscheinlichkeit einer Außenlandung auf ein erträgliches Minimum. Nur auf einen Platz zu setzen ist hier eher fahrlässig und geht mit Glück gut - sicher aber nicht auf die Dauer.
Je näher man dem Platz kam, desto klarer war es, wovon die Leute im Funk sprachen.
Ich konnte eine Lücke zwischen zwei großen Schauern finden und sah, dass die Pfanne trocken war, was auch durch Wilfrieds Aussage im Funk gestützt wurde.
Hinter der Regenwand links liegt Bitterwasser |
Mit 1260km und einer knappen halben Stunde Restzeit, aber nassen Flügeln und wenig Höhe war ich dann in Bitterwasserreichweite, habe aber noch ca 400m für die 1300km gebraucht. Ein schwacher Bart im Regen und gute Linien haben mich dann so weit getragen, dass ich mit der Wende genau mit 1300km am Platz ankommen konnte.
Gewendet und im Anflug auf die 1300km. |
Die verbleibenden 10min bis Sunset haben dann zusammen mit einer sehr guten Linie dazu geführt, dass ich noch 15km über den Platz rausgleiten und 1320km erreichen konnte. 8 Minuten nach Sonnenuntergang konnte ich erschöpft aber glücklich und etwas durchgefroren auf der 09 aufsetzen.
Die Anstrengung des Tages steht mir ins Gesicht (und die Frisur :D) geschrieben... |
19.12. - Wilfrieds 200er 1000km-Flug
Mit diesem 1180km-Flug konnten wir Wilfrieds 200en 1000er vollmachen. Eine kleine Konvergenz hat uns abends noch viele schnelle Kilometer und Eindrücke geschenkt. Ich lasse hier mal die Bilder sprechen.
Warten auf's Einsetzen der Thermik |
20.12. - grandioser Abschlusstag im Ventus.
Simon konnte endlich auch den Ventus fliegen und so sind wir zusammen los, was auch echt Spaß gemacht hat.
Es sollte eigentlich Wolken geben, doch das waren dann keine CU sondern irgendwelche Feuchtefelder, die das Modell wohl als CU mit Steigen interpretiert hat. Die ersten Stunden waren dann irgendwie nicht einfach, da man oft unter Abschirmung war und lange gleiten musste, bis wieder Steigen in der Sonne kam. Simon und ich haben uns dann irgendwann verloren, weil es nicht leicht war in dem inhomogenen Wetter zusammen zu bleiben. In Botswana ging mir dann ganzschön der Stift, weil ich dort mal sehr tief war und eine Außenlandung hier etwas ist, was man im Endeffekt auf jeden Fall vermeiden muss, weil fast nur eine Helikopterbergung möglich ist. Ich habe dann gewendet und flog Richtung Westen, musste hier allerdings wieder durch das Feuchtefeld. Querab BIWA war ich dann auf einmal in einem ganz anderen Wetterraum, wo man gnadenlos unter 4/8 CU bolzen konnte.
8m/s bei Mariental |
Vor Maltahöhe setzte ich dann eine Wende Richtung Rehoboth. In Richtung Gamsberg hat es zunehmend geschauert und als ich im Norden war, war auch Rehoboth schon dicht. Es gab eine kleine Lücke in Richtung Golschau, wo man noch halbwegs trocken verlängern konnte. Als dann nicht weit vor mir zwei Blitze runtergingen, hab ich vorsichtshalber gewendet und bin eine ähnliche Linie weiter im Osten über Mariental geflogen, wo neben den Schauern noch einzelne frische CU standen. Bei km 105 musste ich an der Wettergrenze vor Schauern Richtung BIWA umdrehen, was zwar zeitlich zu früh war, am Ende aber trotzdem für knapp 1230km gereicht hat. Über der Pfanne habe ich dann noch ein bisschen die Zeit bis nach Sunset vertrödelt, um nicht in die Sonne schauen zu müssen, und setzte zur Abschlusslandung des Bitterwasser-Aufenthalts an.
Ein Traum wurde wahr und ging mit dieser letzten Landung zuende. |
Die Bilder haben wohl einen guten Eindruck von dem vermittelt, was ich in Bitterwasser erleben durfte. Was sie nicht vermitteln können ist die super Stimmung unter den Leuten, die geschlossenen Freundschaften, die interessanten Gespräche und das einmalige Ambiente auf der Lodge.
Ich will mich hiermit nochmal bei allen bedanken, die mir das möglich gemacht haben. Allen voran steht Wilfried, der mir als mein größter Förderer schon so unglaublich viel ermöglicht hat!
Neben all den Leuten, die ich in Bitterwasser kennenlernen durfte und die mir eine schöne Zeit ermöglicht haben bzw. die mit mir eine tolle Zeit hatten will ich auch meinen Verein, die SFG Donauwörth-Monheim am Stillberghof, hier erwähnen, durch den ich in der Vergangenheit überhaupt im Stande war, so viele erfolgreiche Flüge zu machen, die mir diese Preise ermöglichen. Dahinter stehen viele Leute, die zur guten Vereinskultur beitragen. Dahinter stehen aber auch die Leute, die still und heimlich die Organisationsarbeit machen, allen voran die Vorstandschaft, aber natürlich auch die ganzen Helfer, Schlepper und viele mehr, deren Engagement ich sehr schätze!
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